Unsere Reise zur genetischen Mutter: Wie wir die Eizellspenderin für unser Kind fanden

Veröffentlicht am 4. Dezember 2024 um 09:40
Papaarade-Blog: Darstellung der Wahl der genetischen Mutter. Ein Herz, umgeben von DNA-Strängen in Markenfarben, symbolisiert Liebe, Genetik und Familie. Inspiriert vom Blog über die Eizellspende und die emotionale Reise zur Elternschaft.

Die Wahl der genetischen Mutter – unserer respektvollen Bezeichnung für die Eizellspenderin – war einer der bedeutendsten Schritte auf unserem Weg zur Elternschaft. Es war nicht nur eine organisatorische Entscheidung, sondern auch eine zutiefst emotionale Reise, geprägt von intensiven Gesprächen, sorgfältigen Überlegungen und dem tiefen Wunsch, das Beste für unser Kind und unsere zukünftige Familie zu tun. In diesem Beitrag geht es besonders um die Auswahl der genetischen Mutter. Grundsätzliche ethische Überlegungen zur Leihmutterschaft haben wir bereits hier diskutiert. 

Warum wir „genetische Mutter“ sagen

Die Begriffe „Eizellspenderin“ oder „genetische Mutter“ mögen technisch klingen, doch für uns war die Wahl der Worte von großer Bedeutung. Wir wollten eine Bezeichnung finden, die sowohl respektvoll als auch kindgerecht ist. Der Begriff „genetische Mutter“ würdigt die entscheidende Rolle dieser Frau und ist gleichzeitig klar und einfach für unser Kind zu verstehen, falls es später über seine Herkunft spricht. Wir haben bereits in diesem Blogbeitrag detailliert beschrieben, warum wir uns für diese Begriffe entschieden haben. 

Warum die Wahl der genetischen Mutter so bedeutend ist

Die genetische Mutter liefert die DNA, die unser Kind maßgeblich prägt – von äußeren Merkmalen wie Augen- und Haarfarbe bis hin zu gesundheitlichen Aspekten wie Stoffwechselprozessen oder der Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten. Ihre genetischen Eigenschaften bilden die Grundlage für die körperliche und gesundheitliche Entwicklung unseres Kindes. Für uns war es deshalb entscheidend, eine genetische Mutter zu wählen, deren Eigenschaften nicht nur gesundheitlich, sondern auch charakterlich zu uns passen.

Auch wenn die Tragemutter während der Schwangerschaft durch epigenetische Einflüsse die Genexpression des Kindes beeinflussen kann, bleibt die genetische Mutter die zentrale Figur in Bezug auf die langfristigen biologischen Voraussetzungen. Diese epigenetischen Einflüsse sind unterstützend, verändern aber nicht die DNA. Sie zeigen jedoch, wie viele unterschiedliche Faktoren die Entwicklung eines Kindes beeinflussen können.

Die Verantwortung, die wir in diesem Auswahlprozess trugen, spiegelte sich in jeder Entscheidung wider: Wir wollten sicherstellen, dass die genetische Mutter nicht nur medizinisch geeignet ist, sondern auch persönliche Werte teilt, die für uns wichtig sind. Dieser sorgfältige Prozess war für uns mehr als eine technische Entscheidung – es war ein Ausdruck der Hoffnung und Liebe, die wir bereits vor der Geburt für unser Kind empfinden.

Der erste Schritt: Das Gespräch mit der Agentur

Vor unserer Reise war es uns wichtig, eine Agentur zu finden, die transparent kommuniziert und unsere Werte zu ethischen Überlegungen teilt. Unsere Reise begann mit einem ausführlichen Gespräch mit der Agentur, die uns durch diesen komplexen Prozess begleitet hat und uns erklärte, welche Frauen überhaupt für die Eizellspende in Frage kämen. Hier gibt es von Bundesstaat zu Bundesstaat und von Agentur zu Agentur unterschiedliche Anforderungen. Hier lohnt sich ein genauer Blick. Uns war unter anderem auch wichtig, dass die Kandidatinnen dies nicht aus finanzieller Not heraus tun und eine angemessene Aufwandsentschädigung erhalten. Bereits zu Beginn wurden wir gefragt, wie wir uns die genetische Mutter vorstellen – eine Frage, die uns zunächst überforderte, da wir uns zuvor nie konkret damit auseinandergesetzt hatten. Nach einigen Überlegung antworteten wir schließlich: „Eine Frau, die wir im echten Leben daten würden, wenn wir heterosexuell wären.“ Damit konnte die Agentur zwar nichts anfangen, aber zumindest wir hatten einen gewissen Typen im Kopf.

Die Agentur stellte uns daraufhin verschiedene Optionen vor, wie der Kontakt zwischen uns und der genetischen Mutter geregelt werden könnte:

  • Anonym: Keine persönlichen Informationen werden ausgetauscht; die Identität der Spenderin bleibt unbekannt.
  • Semi-anonym: Grundlegende Informationen wie Namen werden geteilt, jedoch keine weiteren persönlichen Details.
  • Offen: Direkter Kontakt und Austausch persönlicher Informationen zwischen den Parteien sind möglich.

Nach sorgfältigem Überlegen entschieden wir uns für die semi-anonyme Option. Dieser Mittelweg bot uns die Möglichkeit, unserem Kind später die Chance zu geben, seine genetische Mutter zu kontaktieren, wenn es dies wünscht, während gleichzeitig die Privatsphäre aller Beteiligten gewahrt bleibt. 

Rückblickend war dieses erste Gespräch für uns ein bedeutender Schritt. Es konfrontierte uns mit grundlegenden Fragen und half uns, unsere Vorstellungen und Wünsche für die Zukunft unseres Kindes klarer zu definieren. Die Unterstützung der Agentur war dabei von unschätzbarem Wert, da sie uns durch diese emotionalen und logistischen Herausforderungen leitete.

Genetische Tests: Ein wichtiger Schritt zur Sicherheit

Ein essenzieller Teil des Auswahlprozesses waren die genetischen Tests – sowohl bei uns als auch bei der potenziellen genetischen Mutter. Diese Tests wurden durchgeführt, um sicherzustellen, dass keine schwerwiegenden genetischen Krankheiten an das Kind weitergegeben werden können. Dabei galt eine klare Regel: Wenn bei einer Partei eine Auffälligkeit vorliegt, muss die andere Partei unauffällig sein, damit ein Match zustande kommen kann. Andernfalls wäre ein gesundheitliches Risiko für das Kind nicht auszuschließen.

Zu den getesteten Erkrankungen gehören oft rezessive genetische Krankheiten wie Mukoviszidose, Sichelzellenanämie oder Tay-Sachs. Diese Krankheiten sind zwar selten, aber es war für uns beruhigend zu wissen, dass jede mögliche Kombination, die ein Risiko für unser Kind darstellen könnte, ausgeschlossen wurde.

Diese Tests gaben uns nicht nur die medizinische Sicherheit, dass ein Match mit der genetischen Mutter gesundheitsfördernd ist, sondern auch das Vertrauen, dass der gesamte Prozess professionell und verantwortungsvoll durchgeführt wird. Als wir schließlich die Bestätigung erhielten, dass unsere favorisierte genetische Mutter keine Auffälligkeiten hatte, fiel uns ein großer Stein vom Herzen. Es war ein emotionaler Moment, der uns in unserer Entscheidung noch einmal bestärkte.

Falls eine genetische Auffälligkeit bei uns oder der potenziellen genetischen Mutter entdeckt worden wäre, hätte dies nicht das Ende unserer Reise bedeutet, sondern nur die Suche nach einem anderen Match erfordert. Diese Transparenz im Verfahren war für uns ein weiteres Zeichen dafür, wie wichtig den Verantwortlichen das Wohl unseres zukünftigen Kindes war.

Für uns zeigt dieser Schritt, dass es bei der Wahl der genetischen Mutter nicht um oberflächliche Kriterien geht, sondern darum, die besten Voraussetzungen für ein gesundes und glückliches Leben unseres Kindes zu schaffen.

Rechtliche Rahmenbedingungen in Kalifornien

In Kalifornien ist die Eizellspende legal und unterliegt klaren gesetzlichen Regelungen. Das Gesetz zur assistierten Reproduktion (AB 960) stellt sicher, dass sowohl die Rechte der Spenderinnen als auch der Wunscheltern geschützt sind. Es legt fest, dass vor der Spende ein schriftlicher Vertrag zwischen den Parteien geschlossen werden muss, der unter anderem die Eigentumsrechte an den entnommenen Eizellen und deren zukünftige Verwendung regelt. Diese gesetzlichen Bestimmungen bieten allen Beteiligten rechtliche Sicherheit und Transparenz.

Die Auswahl: Persönlichkeiten hinter den Profilen

Die Agentur öffnete schließlich ihre Datenbank mit Profilen potenzieller genetischer Mütter. Jedes Profil enthielt umfangreiche Informationen: persönliche Hintergrundgeschichten, wie oft schon gespendet wurde, Familiengeschichten, Hobbys und sogar Fotos aus der Kindheit und ein Brief an das künftige Kind. Uns wurde schnell klar, dass diese Frauen weit mehr als nur „Spenderinnen“ waren – sie waren Individuen mit Leidenschaften, Träumen und Lebenserfahrungen.

Unabhängig voneinander erstellten wir beide unsere Top-10-Listen. Überraschenderweise hatten wir dieselbe Frau auf Platz 1 – ein Volltreffer! Ihre Werte und Persönlichkeit haben uns sofort angesprochen. Sie hatte bereits in der Vergangenheit gespendet, was bedeutete, dass unser Kind möglicherweise Halbgeschwister auf der Welt haben würde. Für uns war das jedoch kein Ausschlusskriterium.

Die Möglichkeit, dass unser Kind genetische Halbgeschwister in anderen Familien hat, betrachten wir nicht als Ausschlusskriterium. Vielmehr sehen wir darin eine Erweiterung unserer eigenen Familienstruktur. Sollte unser Kind eines Tages den Wunsch verspüren, Kontakt zu diesen Halbgeschwistern aufzunehmen, würden wir dies mit offenen Armen unterstützen. Wir glauben, dass solche Verbindungen unser Familiennetzwerk bereichern und unserem Kind ein tieferes Verständnis seiner Herkunft ermöglichen können.

Innerhalb unserer eigenen Familie wird es ohnehin Halbgeschwister geben, da wir planen, Kinder mit den Spermien von Martin und Robert zu zeugen. Diese Kinder werden die gleiche genetische Mutter haben und gemeinsam in unserer Familie aufwachsen. Für uns ist es wichtig, offen und ehrlich mit unseren Kindern über ihre Herkunft zu sprechen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre genetischen Wurzeln zu verstehen.

Wir sind überzeugt, dass Transparenz und Offenheit in Bezug auf die genetische Abstammung entscheidend für das Wohlbefinden unserer Kinder sind. Indem wir ihnen ein Umfeld bieten, in dem sie Fragen stellen und ihre Identität erkunden können, fördern wir ihr Selbstverständnis und ihre emotionale Gesundheit.

Letztlich glauben wir, dass die Liebe und Fürsorge, die wir unseren Kindern entgegenbringen, die wichtigsten Faktoren für ihr Wohlergehen sind. Die genetischen Verbindungen zu Halbgeschwistern, ob bekannt oder unbekannt, sind Teil ihrer Identität, aber es ist unser familiäres Umfeld, das ihre Entwicklung maßgeblich prägt.

Unterstützung durch unser Netzwerk

Auf unserem Weg zur Elternschaft erhielten wir wertvolle Unterstützung von einem befreundeten Paar, das ebenfalls über die gleiche Agentur Eltern durch Leihmutterschaft geworden ist. Ihre Erfahrungen und Ratschläge waren für uns von unschätzbarem Wert und halfen uns, die verschiedenen Schritte des Prozesses besser zu verstehen und uns emotional darauf vorzubereiten. Dieses unterstützende Netzwerk gab uns zusätzliches Vertrauen und Sicherheit.

Das Finale: Zustimmung und Vertrag

Nachdem wir unsere Wahl getroffen hatten, fragte die Agentur die genetische Mutter an, ob sie bereit wäre, Teil unseres Prozesses zu werden. Zu unserer Freude stimmte sie zu. Die genetischen Tests bestätigten, dass bei ihr keine Auffälligkeiten vorlagen, was den Weg für ein Match ebnete.

Der letzte Schritt war die Unterzeichnung eines Vertrags. Dieser regelte nicht nur die rechtlichen Aspekte, sondern gab uns auch ein Gefühl von Sicherheit und Klarheit für alle Beteiligten. In diesem Vertrag sind die Rechte und Pflichten aller Parteien festgelegt, einschließlich der Eigentumsrechte an den entnommenen Eizellen und deren zukünftiger Verwendung. Ein wichtiger Punkt ist, dass eine Kontaktaufnahme zur genetischen Mutter ausschließlich über uns oder später über unser Kind erfolgen darf; die genetische Mutter selbst darf keinen direkten Kontakt initiieren. Diese Vereinbarung schützt die Privatsphäre aller Beteiligten und stellt sicher, dass zukünftige Kontakte im besten Interesse unseres Kindes erfolgen.

Ein Ausblick: Wie wir mit unserem Kind über diesen Prozess sprechen möchten

Ein wichtiger Teil unserer Reise ist die Überlegung, wie wir unser Kind über seine Herkunft aufklären. Transparenz ist uns dabei besonders wichtig. Wir möchten von Anfang an offen mit unserem Kind sprechen und ihm eine altersgerechte Erklärung bieten. Begriffe wie „Tragemutter“ und „genetische Mutter“ sind dabei essenziell, da sie helfen, die Rollen der beteiligten Personen respektvoll und verständlich darzustellen.

Unser Ziel ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem unser Kind sich sicher und selbstbewusst fühlt. Wir planen, die Geschichte seiner Entstehung als etwas Besonderes und Positives zu erzählen, das zeigt, wie sehr es gewünscht und geliebt wird. Zusätzlich möchten wir unserem Kind die Möglichkeit geben, im Laufe seines Lebens selbst zu entscheiden, ob und wie es Kontakt zur genetischen Mutter aufnehmen möchte.

Emotionale Aspekte: Was diese Reise für uns bedeutet

Die Wahl der genetischen Mutter war nicht nur ein organisatorischer Schritt, sondern auch ein emotionaler Meilenstein. Es war eine intensive Zeit, in der wir uns immer wieder fragten: Treffen wir die richtige Entscheidung? Sind wir der Verantwortung gewachsen?

Doch je weiter wir im Prozess kamen, desto klarer wurde uns, dass wir mit unserer Wahl eine Verbindung geschaffen hatten, die unser Leben nachhaltig prägen wird. Die genetische Mutter ist ein wichtiger Teil unserer Familiengeschichte, und wir fühlen uns geehrt, dass sie bereit war, uns auf dieser Reise zu unterstützen.


Die Wahl der genetischen Mutter war ein bedeutender Schritt auf unserem Weg zur Elternschaft – eine Entscheidung, die wir mit Sorgfalt und Respekt getroffen haben. Sie zeigt, wie vielschichtig und persönlich moderne Familienkonstellationen sein können.

Obwohl wir bereits in einem früheren Beitrag über mögliche gesellschaftliche und rechtliche Herausforderungen im Zusammenhang mit der Leihmutterschaft gesprochen haben, ist es wichtig, kontinuierlich wachsam zu bleiben. Die rechtlichen Rahmenbedingungen können sich ändern, und gesellschaftliche Einstellungen entwickeln sich weiter. Wir sind bestrebt, stets informiert zu bleiben und uns aktiv für die Rechte und das Wohl unserer Familie einzusetzen.

In unserem Podcast teilen wir noch tiefere Einblicke in diesen Prozess und sprechen über die emotionalen, rechtlichen und medizinischen Aspekte, die uns begleitet haben. Wir hoffen, dass unsere Offenheit dazu beiträgt, das Verständnis für alternative Wege zur Elternschaft zu fördern und Vorurteile abzubauen.

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