Von der Eizell- und Samenspende zur Embryonenschaffung: Der medizinische Prozess unserer Elternschaftsreise

Veröffentlicht am 6. Januar 2025 um 16:05

Wie läuft eine Eizellspende medizinisch ab? Welche Schritte sind notwendig, um Embryonen zu schaffen? Welche Risiken gibt es für Spenderinnen?

Diese und viele weitere Fragen beschäftigen Paare, die eine Familie durch Leihmutterschaft oder Eizellspende gründen möchten. Der Prozess der Eizell- und Samenspende ist komplex, umfasst zahlreiche medizinische Schritte und erfordert emotionale sowie rechtliche Überlegungen. In diesem Blogbeitrag geben wir euch einen detaillierten Einblick in den gesamten medizinischen Ablauf bis zur Embryonenschaffung. Da der Embryonentransfer Teil des Schwangerschaftsprozesses ist, werden wir diesen Aspekt in einem separaten Beitrag behandeln.

Ein Hinweis vorab: Wir haben uns entschieden, den Begriff der Eizellspenderin nicht zu verwenden. Stattdessen sprechen wir von der genetischen Mutter. Die Hintergründe könnt ihr hier nachlesen.

Der Prozess kann sich von Klinik zu Klinik, Bundesstaat zu Bundesstaat und Land zu Land unterscheiden. Wir geben hier den Prozess unserer Klinik in Kalifornien wider. Erkundigt euch unbedingt vorher, wie der Prozess bei euch ablaufen wird.

 

Der Prozess für die genetische Mutter

Gesundheitsscreening

  • Die genetische Mutter durchlief ein gründliches Gesundheitsscreening, einschließlich Bluttests auf Infektionskrankheiten und genetische Erkrankungen.

  • Ein hormonelles Profil wurde erstellt, um ihre Fruchtbarkeit zu beurteilen und sicherzustellen, dass sie gut auf die Stimulation ansprechen würde.

  • Eine psychologische Beratung war Teil des Prozesses, um sie auf die emotionalen Aspekte der Spende vorzubereiten.

Hormonelle Stimulation

  • Nach der medizinischen Freigabe begann die hormonelle Stimulation der Eierstöcke.

  • Dies erfolgte durch tägliche Injektionen von Hormonen wie FSH (Follikelstimulierendes Hormon) über etwa 10-14 Tage.

  • Ziel war es, mehrere Follikel gleichzeitig wachsen zu lassen, um eine ausreichende Anzahl an Eizellen zu gewinnen.

Überwachung und Kontrolle

  • Regelmäßige Ultraschalluntersuchungen und Bluttests wurden durchgeführt, um das Wachstum der Follikel zu überwachen.

  • Sobald die Follikel eine geeignete Größe erreicht hatten (ca. 18-22 mm), wurde eine finale Injektion verabreicht, um den Eisprung auszulösen.

Eizellentnahme (Punktion)

  • Die Eizellentnahme erfolgte etwa 36 Stunden nach der letzten Injektion.

  • Unter leichter Sedierung wurde eine feine Nadel vaginal eingeführt, um die Eizellen mittels Ultraschallkontrolle aus den Follikeln zu entnehmen.

  • Der Eingriff dauerte etwa 10-15 Minuten, danach blieb sie zur kurzen Überwachung in der Klinik.

Unsere genetische Mutter berichtete uns, dass der Prozess zwar körperlich anstrengend war, sie sich aber gut betreut fühlte. Die häufigen Arztbesuche und Injektionen erforderten viel Zeit und Engagement. Emotional beschrieb sie die Erfahrung als intensiv, aber auch erfüllend, da sie wusste, dass sie uns damit bei unserem Kinderwunsch half.

Emotionale Aspekte der genetischen Mutter

Viele Spenderinnen berichten von gemischten Gefühlen, die von Hoffnung und Erfüllung bis hin zu Unsicherheiten reichen. Manche machen sich Sorgen um ihre eigene Fruchtbarkeit in der Zukunft oder erleben emotionale Schwankungen durch die hormonelle Stimulation. In unserem Fall waren diese Sorgen unbegründet, da wir eine große Anzahl gesunder Eizellen erhalten konnten. Die psychologische Begleitung der genetischen Mutter spielte eine wichtige Rolle dabei, sie auf diesen Prozess vorzubereiten und zu unterstützen.

Rechtliche Aspekte

Die Eizellspende unterliegt in jedem Land unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen. In den USA ist sie in vielen Bundesstaaten legal und gut reguliert. Weitere Details zu den rechtlichen Rahmenbedingungen haben wir bereits in einem separaten Blogbeitrag behandelt, den ihr hier nachlesen könnt.

 

Risiken und Nebenwirkungen der Eizellspende

Wie jeder medizinische Eingriff birgt auch die Eizellspende bestimmte Risiken. Die hormonelle Stimulation kann Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Bauchschmerzen und Blähungen verursachen. In seltenen Fällen kann es zu einem Ovariellen Hyperstimulationssyndrom (OHSS) kommen, bei dem die Eierstöcke stark anschwellen und es zu Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum kommen kann. Glücklicherweise ist dies durch moderne Überwachung und Dosierung der Medikamente selten geworden.

 

Der Prozess für die Samenspende

In unserem Fall sind wir beide Samenspender. Je die Hälfte der Eizellen für jeden von uns. Der Prozess war vergleichsweise unkompliziert:

Gesundheitsscreening

  • Auch hier waren umfangreiche Tests auf Infektionskrankheiten und genetische Erkrankungen notwendig.

Samenabgabe und -aufbereitung

  • Die Samenabgabe erfolgte in der Klinik in einem gemütlich eingerichteten Raum. Die Probe mussten wir in einem Becher abgeben.

  • Die Probe wurde im Labor aufbereitet, um die besten und beweglichsten Spermien zu selektieren.

 

Von der Befruchtung zum Embryo

Nach der Eizellentnahme und Samenabgabe begann der spannende Prozess im Labor:

Befruchtung

  • Die gewonnenen Eizellen wurden mit den aufbereiteten Spermien zusammengebracht.

  • In unserem Fall wurde die ICSI-Methode (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) angewandt, bei der ein einzelnes Spermium direkt in die Eizelle injiziert wird, um die Befruchtungsrate zu optimieren.

Embryonalentwicklung

  • Die befruchteten Eizellen wurden in speziellen Inkubatoren kultiviert und täglich auf ihre Entwicklung überwacht.

  • Am zweiten Tag teilten sich die Embryonen in 4-8 Zellen, am dritten Tag in eine Morula und am fünften Tag erreichten sie das Blastozystenstadium.

Blastozystenkultur, Embryonenqualität und genetisches Screening

  • Wir entschieden uns für eine erweiterte Kultur bis zum Blastozystenstadium (Tag 5-6 nach der Befruchtung), da dies die Beurteilung der Embryonenqualität verbessert.

  • Die Embryonenqualität wurde anhand von Morphologie (Zellteilungsmuster, Zellzahl, Fragmentierung) und weiteren biologischen Parametern bewertet.

  • Auf Empfehlung unserer Ärzte ließen wir ein präimplantatorisches genetisches Screening (PGT-A) durchführen, um chromosomale Anomalien auszuschließen. Im Zuge dessen wurde auch das Geschlecht der Embryonen bestimmt.

Einfrieren

Sobald die Embryonen das Blastozystenstadium erreicht haben, werden sie in flüssigem Stickstoff bei etwa -196 °C kryokonserviert. Diese Methode ermöglicht es, die Embryonen über längere Zeit sicher zu lagern, bis sie für den Embryonentransfer eingesetzt werden.

 

Frische vs. gefrorene Eizellen: Vor- und Nachteile

  • Frische Eizellen: Die Spenderin und Empfängerin müssen synchronisiert werden, was die Planung komplexer macht. Jedoch sind die Erfolgsraten bei frischen Eizellen oft höher.

  • Gefrorene Eizellen: Diese Methode bietet mehr Flexibilität, da die Eizellen bereits vorliegen. Dank moderner Vitrifikationsmethoden sind die Erfolgsraten fast vergleichbar mit denen frischer Eizellen. Dies war der Weg, für den wir uns entschieden haben. 

 

Nachsorge für die genetische Mutter

Nach der Eizellentnahme erfordert die Spenderin einige Tage Ruhe, da sie leichte Bauchschmerzen oder Unwohlsein empfinden kann. Normalerweise können sie innerhalb weniger Tage zu ihrer normalen Tätigkeit zurückkehren. Regelmäßige Nachkontrollen stellen sicher, dass keine Komplikationen auftreten und sich die Eierstockfunktion normalisiert.

 


Der medizinische Prozess von der Eizell- und Samenspende bis zur Embryonenschaffung ist komplex und erfordert viel Geduld, Engagement und emotionale Stärke von allen Beteiligten. Für uns war es eine intensive, aber auch wunderbare Erfahrung, die uns unserem Traum von einer eigenen Familie einen großen Schritt näher gebracht hat. Hört euch unsere aktuelle Podcast-Folge an für mehr Einblicke und persönliche Hintergründe

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