
Sprache ist mehr als ein Kommunikationsmittel sie prägt Wahrnehmung, Zugehörigkeit und Anerkennung. Besonders in queeren Familienmodellen wie der Regenbogenfamilie oder bei Begriffen wie „Tragemutter“ wird deutlich: Worte sind politisch, emotional und gesellschaftlich wirksam. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf aktuelle Zahlen, rechtliche Entwicklungen und Sprachdebatten in Deutschland (Stand: August 2025) und teilen unsere persönlichen Erfahrungen, warum Sprache für uns so entscheidend ist.
"Regenbogenfamilie“: Zahlen & Rechtslage
2024 lebten rund 31.000 gleichgeschlechtliche Paare mit minderjährigen Kindern in Deutschland (Destatis, 2024).
Das entspricht etwa 1 von 200 Familien mit minderjährigen Kindern. Insgesamt wachsen rund 50.000 Kinder in Regenbogenfamilien auf – davon ca. 70 % bei zwei Müttern und 30 % bei zwei Vätern.
Rechtliche Entwicklungen
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Seit dem 1. November 2024 ist das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) in Kraft (BMFSFJ). Es ermöglicht trans- und nicht-binären Elternteilen eine klarere rechtliche Anerkennung.
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Der Koalitionsvertrag 2021–2025 sieht zudem eine Reform des Abstammungsrechts vor. Aktuell debattiert der Bundestag über die Einführung einer „Verantwortungsgemeinschaft“, die auch Mehrelternschaft regeln soll (BMJ).
Du willst mehr über Regenbogenfamilien wissen? Dann lies dir unsere Blogthemen rund um Regenbogenfamilien durch oder schau auf unserer Überblickseite Regenbogenfamilien vorbei.
Genderinklusive Sprache
Gendersternchen
Das Gendersternchen („Künstler*innen“) wird in Verwaltung und Medien zunehmend genutzt. In Zürich lehnte eine Volksabstimmung im November 2024 ein Verbot des Gendersterns ab – 57,3 % stimmten dagegen (Stadt Zürich, 2024).
Umfragen in Deutschland
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Laut einer Infratest dimap-Umfrage (Mai 2021) lehnen 65 % der Wahlberechtigten gendergerechte Sprache ab, 26 % befürworten Formen wie Binnen-I oder Genderstern (ARD-DeutschlandTrend).
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Der Rat für deutsche Rechtschreibung empfiehlt keine verbindliche Nutzung, erkennt aber den Genderstern als zulässige Form an (Rechtschreibrat). Auch der Duden beschreibt ihn als gängige Form.
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In Deutschland sorgten zuletzt Verbote des Gendersterns an Schulen (z. B. in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein) für neue Debatten über Sprachlenkung.
Politische Debatten & Gesetzesinitiativen
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Bundestagswahl 2025: Parteien links der Mitte schnitten bei Frauen erstmals besser ab – Genderpolitik spielte im Wahlkampf eine Rolle (Bundeswahlleiter).
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Abstammungsrecht: Umsetzung der Mehreltern-Regelungen weiter umstritten, obwohl im Koalitionsvertrag vorgesehen.
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Verantwortungsgemeinschaft: Soll bis Mitte 2025 eingeführt werden und soziale Elternschaft rechtlich absichern. (Bundestag-Protokolle)
Persönliche Erfahrungen bei Papaarade
Für uns ist Sprache ein aktiver Teil unserer Reise. Wir nutzen bewusst „Tragemutter“ statt „Leihmutter“, um Respekt und Wertschätzung auszudrücken. „Leihmutter“ reduziert eine Frau auf ihre Gebärmutter, „Tragemutter“ macht sichtbar, dass sie ein Kind trägt, ohne es herzugeben wie einen Gegenstand.
Mehr erfahren?
Sprache ist ein Schlüssel für Sichtbarkeit und Anerkennung. Die Wahl von Begriffen wie „Regenbogenfamilie“ oder „Tragemutter“ zeigt: Wir gestalten Realität mit, wenn wir Worte nutzen, die Identität respektieren und Vielfalt sichtbar machen.
Lasst uns gemeinsam weiter über Sprache sprechen! Teilt eure Gedanken auf Instagram, hört unseren Papaarade-Podcast oder schreibt uns direkt. Denn jede Stimme trägt zu einer inklusiveren Gesellschaft bei.
Quellen & weiterführende Infos
- Destatis: Gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern (2024)
- BMFSFJ: Selbstbestimmungsgesetz
- BMJ: Reform des Abstammungsrechts & Verantwortungsgemeinschaft
- Rat für deutsche Rechtschreibung: Bericht zu Sonderzeichen (2021)
- Duden.de: Gendersternchen
- Infratest dimap Umfrage (Mai 2021)
- Stadt Zürich: Abstimmungsergebnisse Genderstern (Nov 2024)
- Bundeswahlleiter: Ergebnisse Bundestagswahl 2025
- Bundestag: Plenarprotokolle (Abstammungsrecht)
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