Väter in Elternzeit – Chancen & Erfahrungen in Deutschland 2025

Veröffentlicht am 20. Juni 2025 um 16:54

Elternzeit - ein Wort, das für viele Familien große Hoffnungen, aber auch Unsicherheiten weckt. Noch immer gilt sie in Deutschland vor allem als Thema der Mütter. Doch langsam verändert sich etwas: Immer mehr Väter entscheiden sich, beruflich kürzerzutreten, um Zeit mit ihrem Kind zu verbringen. Auch wir, Martin & Robert, haben uns schon früh damit beschäftigt, wie wir Elternzeit gestalten wollen. Schließlich bedeutet Elternschaft nicht nur Windeln wechseln und Baby kuscheln, sondern auch Verantwortung für eine gerechte Aufteilung von Care-Arbeit.

Aktuelle Zahlen aus 2025 zeigen: Nur etwa 1,8 % der erwerbstätigen Väter mit Kindern unter sechs Jahren befanden sich laut Mikrozensus 2024 zum Befragungszeitpunkt in Elternzeit - ein ernüchternder Wert, der aber vor allem den Moment abbildet. Viele Väter nehmen zu einem anderen Zeitpunkt Elternzeit, was in dieser Statistik nicht sichtbar wird. Gleichzeitig bezogen 2022 bereits 26,1 % aller Elterngeldbeziehenden Männer - ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Besonders spannend: Bei Kindern, die 2021 geboren wurden, lag der Anteil der Väter, die sowohl Elternzeit als auch Elterngeld nutzten, bei 46,2 % - ein neuer Höchstwert. Diese Daten machen deutlich: Die Bereitschaft wächst, doch die Dauer der Elternzeit bleibt bei vielen Vätern kurz.

In diesem Beitrag kombinieren wir Zahlen & Fakten mit unserer eigenen Perspektive und geben Tipps, wie Väter Elternzeit selbstbewusster und partnerschaftlicher nutzen können.

Aktuelle Zahlen zur Elternzeit bei Vätern

Anteil in Elternzeit

Laut Mikrozensus befanden sich 2024 rund 1,8 % der erwerbstätigen Väter mit Kindern unter sechs Jahren zum Befragungszeitpunkt in Elternzeit. Zum Vergleich: Bei Müttern waren es über 20 %. Der Unterschied zeigt, wie stark Rollenmuster unser Familienleben weiterhin prägen.

Elterngeld: Ein Indikator für Wandel

Ermutigender fällt der Blick auf das Elterngeld aus: 2022 waren 26,1 % aller Elterngeldbeziehenden Väter. Damit steigt die Quote seit Jahren kontinuierlich, für 2025 ist eine leichte Steigerung Richtung 27-28 % realistisch. Besonders spannend ist die Kombination von Elternzeit und Elterngeld: Bei den 2021 geborenen Kindern nutzten 46,2 % der Väter beide Leistungen. Das zeigt: Immer mehr Männer möchten aktiv Verantwortung übernehmen.

Dauer der Elternzeit

Trotz steigender Teilnahme gilt für die meisten Väter weiterhin das „klassische Modell“ der zwei Partnermonate. Nur etwa 10 % der Väter nehmen mehr als zwei Monate Elternzeit. Viele entscheiden sich für ein oder zwei Monate direkt nach der Geburt - vor allem, um die frühe Zeit gemeinsam mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner intensiv zu erleben.

Betriebliche Rahmenbedingungen und deren Wirkung

Familienfreundliche Strukturen machen den Unterschied

Ob Väter Elternzeit nehmen, hängt stark vom Arbeitgeber ab. Studien des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigen: In familienfreundlichen Unternehmen steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass Männer Elternzeit in Anspruch nehmen. Fehlen diese Strukturen, verzichten viele Väter - sei es aus Angst vor Karrierenachteilen oder aufgrund fehlender Unterstützung.

Auswirkungen auf Karriere und Verdienst

Ein häufiges Argument gegen Elternzeit ist die Sorge um die Karriere. Untersuchungen zeigen: Sieben Jahre nach der Geburt liegt der Einkommenszuwachs bei Vätern ohne Elternzeit etwas höher als bei Vätern, die ein oder zwei Monate zu Hause waren. Wer länger Elternzeit nimmt, verzichtet teilweise bewusst auf berufliches Tempo und arbeitet später häufiger in Teilzeit. Die Unterschiede sind insgesamt kleiner als viele annehmen, aber sie existieren.

Gesellschaftliche Erwartungen und Wirklichkeit

Wunsch nach Gleichberechtigung

Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung (2025) ergab: 45 % der Frauen und 42 % der Männer wünschen sich eine gleichmäßige Aufteilung der Elternzeit.

Zwischen Anspruch und Realität

In der Praxis zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Mehr als ein Drittel der Männer bevorzugt weiterhin das traditionelle Modell: die Frau bleibt zu Hause, der Mann arbeitet. Neben finanziellen Überlegungen spielen soziale Erwartungen eine große Rolle. Viele Väter berichten, dass sie im Job mit Fragen wie „Brauchst du das wirklich?“ oder „Schadet das nicht deiner Karriere?“ konfrontiert werden.

Unsere Erfahrungen & persönliche Perspektive

Wir haben uns als Paar intensiv mit dem Thema beschäftigt. Für uns steht fest: Wir wollen Elternzeit nicht als „Bonuszeit“ betrachten, sondern als echte Verantwortung. Gerade als schwules Paar ist uns bewusst, wie wichtig eine gleichberechtigte Rollenverteilung ist. Care-Arbeit darf nicht nur an einer Person hängen bleiben, egal ob Mutter oder Vater.

Unsere Gespräche drehten sich um Fragen wie:

  • Wollen wir beide gleichzeitig Elternzeit nehmen oder nacheinander?
  • Wie können wir die Zeit nutzen, um Bindung zu unserem Kind aufzubauen?
  • Welche finanziellen Konsequenzen ergeben sich für uns?

Natürlich mischten sich auch Sorgen hinein: Wird Robert in seinem Job nach längerer Auszeit benachteiligt? Wie flexibel ist Martins Arbeitgeber wirklich? Unsere Entscheidung zeigt: Es lohnt sich, mutig zu sein. Denn die Zeit mit dem Kind ist unbezahlbar und prägt die ganze Familie.

Tipps & Learnings für werdende Väter

  1. Früh planen: Arbeitgeber rechtzeitig informieren und gemeinsam Lösungen entwickeln.
  2. Finanzen klären: Elterngeldrechner nutzen, Szenarien durchspielen, ggf. Beratung in Anspruch nehmen.
  3. Partner:in einbeziehen: Gemeinsam überlegen, wer wann Elternzeit nimmt und wie Care-Arbeit verteilt wird.
  4. Netzwerke nutzen: Vätergruppen oder Online-Communities bieten Austausch und Tipps.
  5. Eigene Rolle definieren: Elternzeit ist keine „Auszeit“, sondern aktive Verantwortung.

Elternzeit für Väter steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Zwar steigt die Quote der Männer, die Elterngeld und Elternzeit nutzen, doch meist bleiben es kurze Zeiträume. Chancen gibt es dennoch: Mehr Väterzeit bedeutet stärkere Bindung zum Kind, gerechtere Aufteilung von Care-Arbeit und ein modernes Bild von Vaterschaft.

Für uns ist klar: Wir wollen die Elternzeit aktiv gestalten und zeigen, dass auch zwei Väter Care-Arbeit selbstverständlich leben können.

👉 Wie sind eure Erfahrungen? Habt ihr Elternzeit genommen oder plant ihr sie? Teilt es gerne in den Kommentaren!
👉 Mehr zum Thema findet ihr auf unserer Pillar-Seite Regenbogenfamilie und auf der Unterseite Moderne Vaterschaft.

Quellen & weiterführende Ressourcen

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