
Das Bild des emotional distanzierten Vaters war lange Zeit von gesellschaftlichen Erwartungen geprägt. Sätze wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ spiegeln eine Haltung wider, bei der das Zeigen von Gefühlen als Schwäche galt – insbesondere für Jungen und Männer. Doch dieses Rollenbild wandelt sich: In Deutschland wie international hat sich in den letzten Jahren viel getan. Immer mehr Väter entwickeln einen offenen Umgang mit Emotionen und definieren ihre Rolle neu.
Wir, Martin & Robert, erleben auf unserem Weg zur Elternschaft, wie essenziell Offenheit ist: Unsicherheit, Freude, Dankbarkeit und Ängste begleiten uns täglich. Das Teilen dieser Gefühle stärkt unsere Partnerschaft und bereitet uns auf die Vaterrolle vor. In diesem Artikel geht es darum, warum das Brechen von Tabus wichtig ist, wie Gefühle in moderner Vaterschaft als Ressource wirken und wie Väter Schritt für Schritt emotional präsenter werden können.
Alte Rollenbilder und der Wandel der Vaterschaft
Viele Männer wurden über Generationen hinweg dazu erzogen, Stärke zu zeigen, Probleme mit sich selbst auszumachen und Gefühle möglichst wenig zu äußern. Psychologische Studien und gesellschaftliche Umfragen zeigen, dass diese Tradition noch immer nachwirkt. Wer in Konfliktsituationen schweigt, statt Unsicherheit oder Angst zu zeigen, gibt diese Muster unbewusst an die Kinder weiter.
Warum Gefühle in der Vaterrolle eine Ressource sind
Gefühle sind keine Schwäche, sondern eine Stärke. Väter, die offen mit Trauer, Stress oder Freude umgehen, fördern bei ihren Kindern wichtige Fähigkeiten wie Empathie, emotionale Intelligenz und Resilienz. Fachleute betonen, dass in Familien mit offener emotionaler Kommunikation Kinder später besser mit Stress und schwierigen Situationen umgehen können.
Gerade in vielfältigen Familienformen – also auch in Regenbogenfamilien – hat die Vorbildfunktion von Vätern besondere gesellschaftliche Relevanz. Sichtbare Väter, die Gefühle teilen, wirken doppelt: nach innen in die Familie und nach außen in die Gesellschaft.
Persönliche Erfahrungen auf unserem Weg
Uns hat besonders der Dialog im Vorfeld unserer Leihmutterschaft verändert. Unterschiedliche Vorstellungen, Unsicherheiten und Ängste konnten wir erst überwinden, als wir diese Gefühle offen ausgesprochen haben. Das gegenseitige Eingeständnis von Angst oder Unsicherheit schuf eine neue Nähe und eröffnete einen ehrlichen und entlastenden Austausch.
Solche Momente zeigen uns: Offenheit schafft Vertrauen – und dieses Vertrauen ist die Basis für unsere Elternschaft.
Was Studien und Gesellschaft zeigen
Väter spielen eine entscheidende Rolle für die emotionale Entwicklung ihrer Kinder. Internationale Meta-Analysen bestätigen, dass eine enge Vater-Kind-Beziehung Resilienz, Selbstbewusstsein und psychische Gesundheit fördert.
Deutsche Umfragen und der Familienreport 2024 des BMFSFJ dokumentieren, dass Väter mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen als je zuvor und emotionale Bindung zunehmend als Wert anerkennen. Je sichtbarer dieser Wandel wird, desto stärker verändert sich auch das gesellschaftliche Bild von Vaterschaft.
Auch in LGBTQ+-Familien berichten Väter davon, dass das Zeigen von Verletzlichkeit und ehrlichen Gefühlen die Beziehung zu ihren Kindern stärkt – und zugleich ein Beitrag zu mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz ist.
Tipps für Väter: Gefühle im Alltag leben
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Mit kleinen, ehrlichen Sätzen beginnen: „Ich fühle mich heute unsicher“, „Das hat mich gefreut“, „Ich bin nervös, weil morgen etwas Wichtiges ansteht.“
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Gefühle benennen, wenn sie auftreten: Statt „alles okay“ zu sagen, wenn es das nicht ist, bewusst kurz innehalten.
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Rituale etablieren: Ein gemeinsames Abendessen, bei dem jede Person ein „Highlight“ und ein „Lowlight“ des Tages benennt, fördert eine Kultur des offenen Austauschs.
So lernen Kinder und Partner:innen: Gefühle gehören zum Leben – und Offenheit schafft Vertrauen.
Tabus brechen heißt Vorbild sein
Väter, die Gefühle zeigen, sind starke Vorbilder. Sie beweisen, dass Stärke und Verletzlichkeit zusammengehören. Moderne Vaterschaft bedeutet, Kindern und Gesellschaft vorzuleben: Emotionen sind ein Teil des Lebens und dürfen offen geteilt werden.
Wie wird in eurer Familie über Gefühle gesprochen? Teilt eure Erfahrungen in den Kommentaren oder vernetzt euch – gemeinsam schaffen wir mehr Offenheit.
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Quellen und Ressourcen
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Institut für Demoskopie Allensbach – Studienübersicht
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Übersicht und Download aktueller Allensbach-Studien, darunter viele zu Familienrollen, Bildung und gesellschaftlichem Wandel
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https://www.ifd-allensbach.de/studien-und-berichte/veroeffentlichte-studien.html
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BMFSFJ Familienreport 2024
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Offizielle Studie zu aktuellen Trends der Familienrollen, Vaterbeteiligung und partnerschaftlicher Aufgabenteilung
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BMFSFJ Familienreport 2024 – vollständiges PDF
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Die gesamte Veröffentlichung zum Nachlesen
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Meta-Analysen zur Väterforschung
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Wissenschaftliche Infos zu LGBTQ+-Familien
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