Für viele queere Paare bleibt die Stiefkindadoption auch 2025 der einzige Weg, damit beide rechtlich als Eltern ihres Kindes anerkannt werden. Das Verfahren ist wichtig, aber oft belastend: umfangreiche Unterlagen, lange Wartezeiten und sehr unterschiedliche Praxis der Jugendämter.
Politische Signale für eine Modernisierung des Abstammungsrechts existieren zwar, doch bislang ohne konkrete Gesetzesinitiative. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, die Co-Mutterschaft einzuführen. Die Bundesjustizministerin hat Unterstützung signalisiert. Trotzdem ist offen, ob und wann eine Reform kommt.
Bis dahin bleibt die Stiefkindadoption der Weg zur rechtlichen Absicherung. Dieser Leitfaden zeigt dir, wie der Ablauf aussieht, worauf du dich einstellen solltest und welche typischen Stolpersteine Paare heute erleben.
Überblick – Was bedeutet Stiefkindadoption 2025?
Die Stiefkindadoption ergänzt die Elternschaft, wenn diese nicht automatisch entsteht.
Für zwei Mütter
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Die gebärende Mutter ist rechtliche Mutter.
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Die Partnerin muss das Kind adoptieren.
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Ausnahme: Bei Ehe/eingetragener Partnerschaft zum Zeitpunkt der Geburt entfällt die Beratungspflicht, nicht jedoch die Adoption selbst.
Für zwei Väter
1. Wenn ein Vater genetischer Vater ist
Er kann die Vaterschaft anerkennen. Der Partner adoptiert anschließend das Kind.
2. Wenn keine genetische Verbindung besteht (z. B. durch Leihmutterschaft)
Nach deutschem Recht ist die gebärende Person Mutter. Praktisch bedeutet das:
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Der biologische Vater muss die Vaterschaft anerkennen.
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Erst danach kann der Partner über die Stiefkindadoption rechtlicher Vater werden.
→ Mehr zu Regenbogenfamilien
→ Mehr zu LGBTQ+ Familien in Deutschland
Ablauf der Stiefkindadoption – Schritt für Schritt
Wichtig: Der formale Startpunkt nach §1750 BGB ist die notarielle Beurkundung des Adoptionsantrags.
1. Notarielle Beurkundung
Der Antrag wird beim Notar unterzeichnet und ist Grundvoraussetzung für das gerichtliche Verfahren.
2. Beratung oder Stellungnahme beim Jugendamt
Das Jugendamt führt Gespräche, prüft die familiäre Situation und klärt Kindeswohl-Aspekte.
Bei verheirateten Zwei-Mütter-Paaren entfällt die Beratungspflicht.
3. Unterlagen zusammentragen
Typische Dokumente:
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Geburtsurkunde des Kindes
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Notarieller Adoptionsantrag
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Meldebescheinigungen
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Abstammungsnachweise (z. B. internationale Gerichtsbeschlüsse)
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Ehe-/Partnerschaftsnachweis
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Führungszeugnisse
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Einkommens- und Vermögensnachweise
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Gesundheitszeugnisse
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Zustimmungserklärungen
→ Mehr zu Leihmutterschaft USA: Ablauf und Anerkennung
4. Hausbesuch & Sozialbericht
Das Jugendamt erstellt einen Sozialbericht.
Viele Behörden führen einen Hausbesuch durch.
5. Familiengericht
Das Gericht prüft Antrag, Unterlagen, Sozialbericht und kann Rückfragen stellen.
6. Beschluss & Folgebeurkundung
Nach Rechtskraft informiert das Gericht automatisch das Standesamt.
Dieses nimmt eine Folgebeurkundung vor und stellt auf Wunsch neue Geburtsurkunden aus (Gebühr ca. 13 EUR).
Wie lange dauert die Stiefkindadoption?
Dauer laut LSVD-Umfrage 2025 (215 Befragte)
16 Prozent → 6–9 Monate
31 Prozent → 10–12 Monate
29 Prozent → 13 Monate bis 2 Jahre
21 Prozent → über 2 Jahre
Fazit:
81 Prozent der queeren Paare benötigen länger als ein Jahr.
Viele warten sogar über zwei Jahre.
Offizielle Zahlen (Destatis, 2024):
Durchschnittlich etwa 16 Monate, abhängig vom Bundesland.
Typische Hürden für queere Paare
1. Uneinheitliche Praxis
Unterschiedliche Anforderungen und Prüftiefen je nach Jugendamt.
2. Komplexe Auslandsdokumente
Besonders bei Leihmutterschaft wichtig:
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Mutter nach deutschem Recht ist die gebärende Person
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Vaterschaftsanerkennung des biologischen Vaters zwingend nötig
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Erst danach Adoption des Partners möglich
3. Eizellspende-Problematik bei Zwei-Mütter-Paaren
Behörden reagieren uneinheitlich.
Oft werden zusätzliche Nachweise oder Übersetzungen verlangt.
4. Emotionale Belastung
Viele Paare beschreiben den Prozess als entwürdigend, da sie ihre Elternrolle „beantragen“ müssen.
→ Erfahre hier, wie dir Familien-Coaching helfen kann
→ Weitere passende Artikel:
Reformstand 2025 – Was ist realistisch?
Bundesrat (Mai 2025)
Aufforderung an die Bundesregierung, einen Gesetzentwurf zur Co-Mutterschaft vorzulegen.
Bundesjustizministerin
Öffentliche Unterstützung für eine Modernisierung.
Neue Bundesregierung (Schwarz-Rot)
Keine explizite Reform im Koalitionsvertrag.
Nur allgemeiner Hinweis, zukünftige Änderungen am Kindeswohl auszurichten.
Fazit:
Es gibt politische Signale.
Aber noch keine formelle Regierungsinitiative.
Die Stiefkindadoption bleibt 2025 unverändert notwendig.
Unsere Erfahrung (Martin & Robert)
In unserem Papaarade-Podcast erzählen wir oft, wie komplex die Dokumentenlage für queere Familien sein kann.
Obwohl wir selbst über eine Leihmutterschaft Eltern werden, hören wir viele Berichte, die uns berühren:
„Wir fühlten uns im Verfahren nicht gesehen und hätten uns Anerkennung auf Augenhöhe gewünscht."
Diese Erfahrung teilen zahlreiche Paare, die die Stiefkindadoption durchlaufen.
→ Entdecke alle Beiträge rund um Leihmutterschaft
Tipps & Learnings für betroffene Paare
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Beginnt früh mit der Dokumentensammlung.
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Fragt schriftlich beim Jugendamt nach, welche Unterlagen wirklich notwendig sind.
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Plant Zeit ein für Apostillen, Legalisationen und Übersetzungen.
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Führt eine strukturierte Ablage für alle Dokumente.
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Sprecht im Paar offen über die emotionalen Belastungen.
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Nutzt Community-Gruppen oder Coaching für Unterstützung.
Was du mitnimmst
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Der Ablauf beginnt offiziell beim Notar.
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Die meisten Paare warten länger als ein Jahr.
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Reformsignale existieren, jedoch keine Gesetzesinitiative.
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Internationale Fälle bedeuten zusätzliche Unterlagen.
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Die emotionale Belastung ist real und sollte Raum bekommen.
Mini-FAQ
Wie läuft die Stiefkindadoption 2025 ab?
Sie beginnt beim Notar, gefolgt von Beratung, Unterlagenprüfung, Sozialbericht und gerichtlichem Beschluss.
Wie lange dauert die Stiefkindadoption?
Laut LSVD-Umfrage (2025) benötigen 81 Prozent der Paare länger als ein Jahr.
Gibt es 2025 eine Reform?
Zum Stand Dezember 2025 ist keine Reform beschlossen. Es gibt politische Signale, aber keinen Regierungsentwurf.
Weiterführende Links
Interne Links (Papaarade)
- Regenbogenfamilien in Deutschland 2025: Zahlen & Fakten
https://www.papaarade.de/blog/regenbogenfamilie-1/2803032_regenbogenfamilien-in-deutschland-2025-zahlen-fakten - Politische Initiativen für Regenbogenfamilien
https://www.papaarade.de/blog/regenbogenfamilie-1/2826640_politische-initiativen-in-deutschland-was-sich-fuer-regenbogenfamilien-aendern-koennte - Elterncoaching für Regenbogenfamilien: Besondere Herausforderungen & Chancen
https://www.papaarade.de/blog/coaching-elterncoaching/2860991_elterncoaching-fuer-regenbogenfamilien-besondere-herausforderungen-chancen - Unsere Reise zur Elternschaft – Schritt für Schritt dokumentiert
https://www.papaarade.de/blog/regenbogenfamilie-1/2679667_unsere-reise-zur-elternschaft-schritt-fuer-schritt-dokumentiert - Moderne Vaterschaft – Rollenbilder & Herausforderungen
https://www.papaarade.de/regenbogenfamilie/moderne-vaterschaft
Externe Quellen
- LSVD: Ratgeber Stiefkindadoption für Regenbogenfamilien
https://www.lsvd.de/de/recht/ratgeber/adoption - LSVD: Geburtsurkunde mit zwei Müttern bzw. zwei Vätern
https://www.lsvd.de/de/ct/6781-Nach-der-Stiefkindadoption-Geburtsurkunde-mit-zwei-Muettern-bzw-zwei-Vaetern-moeglich - Familienportal des Bundes: Formen der Adoption
https://familienportal.de/familienportal/lebenslagen/kinderwunsch-adoption/adoption/welche-formen-der-adoption-gibt-es--192498 - MFFKI Rheinland-Pfalz: Forderung zur Co-Mutterschaft (2025)
https://mffki.rlp.de/service/presse/detail/familienministerin-katharina-binz-kinder-brauchen-zwei-eltern-von-anfang-an-die-stiefkindadoption-bei-zwei-muetter-familien-muss-endlich-beendet-werden - LSVD: Reform im Abstammungsrecht – Hintergrund & Forderungen
https://www.lsvd.de/de/ct/2506-Reform-im-Abstammungsrecht-Regenbogenfamilien-endlich-rechtlich-absichern
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