Regenbogenfamilien und Schule: Was Eltern im Jahr 2025 erwartet

Veröffentlicht am 25. September 2025 um 13:24

Der Schulstart ist für viele Eltern ein großer Schritt, doch für Regenbogenfamilien kommt oft eine zusätzliche Frage hinzu: Wie gut ist die Schule auf vielfältige Familienformen vorbereitet?
2025 ist die Realität in Deutschland zweigeteilt. Einerseits gibt es klare rechtliche Entwicklungen wie das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG), neue Leitfäden für Schulen und wachsende Sichtbarkeit queerer Familien. Andererseits zeigt Forschung, dass LGBTIQ-Themen im Unterricht nach wie vor selten vorkommen und Diskriminierung an Schulen real ist.

Dieser Artikel gibt dir Orientierung: Was sagt die Datenlage? Welche Rechte haben Regenbogenfamilien? Was erleben Familien im Alltag? Und wie können Eltern ihr Kind stärken, ohne die Verantwortung für Aufklärung allein zu tragen?

Zwei Väter stehen mit ihren zwei Kindern vor einer Schultafel, auf der ein bunter Regenbogen mit Kreide gemalt ist. Die Familie lächelt sich gegenseitig an, in einer warmen und offenen Schulumgebung.

Überblick und Status quo 2025: Was gilt jetzt wirklich?

Regenbogenfamilien in Deutschland – aktuelle Zahlen

Laut Mikrozensus 2024 leben in Deutschland:

  • 31.000 gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern
  • 50.000 Kinder in Regenbogenfamilien
  • Etwa eine von 200 Paarfamilien ist eine Regenbogenfamilie
  • 70% dieser Familien bestehen aus zwei Müttern (22.000),
  • 30% aus zwei Vätern (9.000)

Diese Zahlen zeigen erstmals klar, wie präsent Regenbogenfamilien im Alltag deutscher Schulen sind.

LGBTIQ-Themen im Schulkontext – was sagt die Forschung?

Die FRA LGBTIQ Survey 2024 zeigt:

  • 66% der heute Erwachsenen sagen, dass LGBTIQ-Themen in ihrer Schulzeit nie vorkamen
  • 70% erlebten während der Schulzeit Mobbing, Hänseleien oder Beleidigungen
  • 52% versteckten ihre Identität in der Schule
  • Nur 28% berichten, dass die Schule sie aktiv unterstützte

Wichtig:
Diese Daten betreffen LGBTIQ-Jugendliche, nicht Kinder aus Regenbogenfamilien.
Die Herausforderungen überschneiden sich teilweise, sind aber nicht identisch.

Schulen und Antidiskriminierung 2025

Die Rechtslage ist bundesweit uneinheitlich:

  • Berlin: explizites Diskriminierungsverbot im Schulgesetz (§ 2 Abs.1)
  • Brandenburg: Gleichbehandlung in Verfassung + Schulgesetz verankert
  • NRW: QUA-LiS Broschüre „LSBTIQ* an Schulen“ (2024) als offizielles Hilfsmittel
  • Baden-Württemberg: regionale Leitfäden wie Freiburg-Handreichung (2024)

Andere Bundesländer greifen auf das Grundgesetz zurück, ohne spezifische schulrechtliche Regelungen.
Für Regenbogenfamilien bedeutet das: Unterstützung hängt stark von der Region und einzelnen Schulen ab.

Allerdings ist die Dynamik regional unterschiedlich. Während in einigen Bundesländern Investitionen in queere Bildung wachsen, erleben andere Schwankungen: Brandenburg etwa kürzerte 2025 die Förderung des Projekts „Bildung unterm Regenbogen" erheblich, von 53.000 auf 23.861 Euro jährlich. Das Projekt war seit 30 Jahren Anbieter von Workshops für Schulen. Dies zeigt: Regionale Unterschiede sind nicht nur strukturell, sondern auch politisch geprägt.

Das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) 2024 – relevant für Schulen

Seit 1. November 2024 gilt das neue SBGG:

  • Minderjährige ab 14 Jahren können mit Zustimmung der Eltern ihren Geschlechtseintrag und Vornamen ändern
  • Schulen sind verpflichtet, korrekte Namen und Geschlechtseinträge zu verwenden

Für Regenbogenfamilien bedeutet das:
Die Rechte von trans*, nicht-binären und inter* Kindern sind klarer geschützt – und Eltern können die Schule auf diese Rechtslage verweisen.

Kinder aus Regenbogenfamilien vs. LGBTIQ-Jugendliche – warum diese Unterscheidung wichtig ist

Viele Berichte vermischen beide Gruppen.
Studien zeigen:

Kinder aus Regenbogenfamilien

(egal ob durch Geburt, Adoption, Pflege oder Tragemutterschaft)

→ erleben Diskriminierung seltener
→ profitieren stark von gut begleiteten Schulsituationen
→ entwickeln hohe Resilienz und Kompetenz im Umgang mit Vielfalt

Bamberger Studie (2009):

  • 63% der Kinder berichten keine Diskriminierung
  • Wenn Diskriminierung vorkommt, meist durch Gleichaltrige, nicht Lehrkräfte
  • Kinder zeigen höheres Selbstwertgefühl und mehr Autonomie als Vergleichsgruppen
  • Jede dritte Familie erlebt Verhaltensunsicherheiten beim pädagogischen Personal. Das ist kein Zeichen von Feindseligkeit, sondern von fehlender Routine.

LGBTIQ-Jugendliche

→ erleben deutlich stärker Bullying (FRA-Daten)
→ verstecken häufiger ihre Identität
→ erhalten seltener aktive Unterstützung

Warum wichtig?
Queere Eltern müssen nicht automatisch mit denselben Belastungen rechnen wie LGBTIQ-Jugendliche.
Aber Strukturen, die LGBTIQ-Jugendliche problematisch betreffen, wirken auch auf Regenbogenfamilien – etwa bei fehlender Sichtbarkeit oder Unsicherheiten im Kollegium.

Unsere Erfahrung als werdende Väter

Auch wenn unser Sohn erst 2032 eingeschult wird, merken wir schon jetzt:
Viele Formulare und Gesprächsabläufe sind noch auf „Mutter und Vater“ ausgelegt. Andere Familien bestätigen uns: Schulen wollen oft unterstützen, sind aber nicht immer vorbereitet.

Das motiviert uns, Orientierung zu schaffen und Erfahrungswissen gemeinschaftlich aufzubauen.

Interner Link: Regenbogenfamilien verstehen https://www.papaarade.de/blog/regenbogenfamilie 

Typische Herausforderungen für Regenbogenfamilien – basierend auf Studien & Community-Berichten

Diese Punkte sind keine Prognosen, sondern dokumentierte Erfahrungen und rechtliche Rahmenbedingungen.

1. Formulare & Kommunikation

Einige Schulen nutzen bereits „Elternteil A/B“, andere nicht.
Unsicherheiten entstehen oft durch alte Vorlagen, nicht durch Ablehnung.

2. Unwissen im Kollegium

Die Bamberger Studie zeigt:
Jede dritte Regenbogenfamilie erlebt Unsicherheiten bei Fachpersonal.

Das ist keine Feindseligkeit, sondern fehlende Routine.

3. Fehlannahmen oder neugierige Fragen

Beispiele aus Community-Berichten:
„Wo ist deine echte Mutter?“
„Wer von euch ist der richtige Vater?“

Kinder können darauf reagieren – aber sie sollten nicht in die Rolle von Erklärenden gedrängt werden.

4. Schulprojekte & Unterrichtsmaterial

Laut FRA: 66% berichten, dass LGBTIQ-Themen nie vorkamen.
Das betrifft Inhalte wie Familienvielfalt, nicht nur Identität.

5. Religionsunterricht

Die Haltung variiert stark:

  • katholische Schulen: sehr unterschiedlich
  • evangelische Schulen: meist offener, aber nicht einheitlich
  • Privatschulen/Waldorf: ebenfalls heterogen

Empfehlung: frühes Gespräch mit Schulleitung.

Was sagt die Forschung über Chancen?

Internationale Langzeitstudien zeigen ein konsistentes Bild:

  • Niederländische Studie (2019): Kinder von gleichgeschlechtlichen Paaren erzielen bessere Noten in standardisierten Tests (13% über Durchschnitt), höhere Gymnasial-Abschlussquoten (+6,7%) und sind 11% häufiger an Unis eingeschrieben. Diese Vorteile zeigen sich bei Jungen und Mädchen, insbesondere bei Kindern mit zwei Müttern.
  • Oxford-Studie (2020): Kinder, die von Geburt an bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen, zeigen in Schulen stabile emotionale Entwicklung und kognitive Leistungen, ohne Unterschiede zu Vergleichsgruppen.
  • US-Langzeitstudien (NLLFS, bis 2025): Über 40 Jahre hinweg berichten Kinder von Lesben von hohem Selbstwertgefühl, stabiler psychologischer Anpassung und positiven Beziehungen zu ihren Eltern – unabhängig davon, ob der Samenspender bekannt ist oder nicht.
  • UK-Adoptionsstudien: Gleichgeschlechtliche Väter, die Kinder adoptiert haben, zeigen oft höhere Elternkompetenzen und weniger Verhaltensprobleme bei ihren Kindern als heterosexuelle Adoptivväter in Vergleichsgruppen.

Gemeinsamer Nenner:
Die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung ist entscheidend – nicht das Geschlecht der Eltern.

Tipps & Learnings für Regenbogenfamilien

1. Frühzeitig ins Gespräch

Schule, Klassenleitung, Schulsozialarbeit – kurze Orientierungsgespräche schaffen Klarheit.

2. Sichtbarkeit erleichtern

Ein vorbereitetes Elternportrait oder ein Kinderbuch über Familienvielfalt hilft Lehrkräften, das Thema einzubinden.

3. Selbstbewusste Sätze mit Kindern üben

Kurz, nicht überfordernd:

  • „Ich habe zwei Papas, das ist eine Familie.“
  • „Bei uns ist es anders, aber genauso richtig.“

4. Dokumente prüfen

Wenn Formulare noch „Mutter/Vater“ sagen, freundlich auf Alternativen hinweisen.

5. Unterstützung suchen

Der Austausch mit anderen Familien – auch über Papaarade – hilft enorm.

Weitere Infos zu Regenbogenfamilien: https://www.papaarade.de/regenbogenfamilien 

Wenn diese Themen dich beschäftigen: In Martins Coaching arbeiten viele Eltern an Kommunikation, Selbstsicherheit und Stärkung ihres Kindes. https://www.papaarade.de/coaching 

Was du mitnimmst

  • Klarer Überblick über Rechtslage & Realität 2025

  • Unterschiedliche Herausforderungen – abhängig von Region und Schule

  • Forschung zeigt: Kinder aus Regenbogenfamilien entwickeln sich hervorragend

  • Praktische Tools, um Gespräche gut vorzubereiten

  • Relevante Links für mehr Wissen & Unterstützung

Mini-FAQ

Müssen wir in der Klasse über unsere Familienform sprechen?
Nein. Es kann helfen, aber es ist freiwillig und sollte das Kind nicht belasten.

Sind Kinder aus Regenbogenfamilien häufiger betroffen von Mobbing?
Studien zeigen: nicht stärker als andere Kinder. LGBTIQ-Jugendliche hingegen deutlich stärker.

Kann ich verlangen, dass die Schule „Elternteil A/B“ verwendet?
Es gibt keine bundesweite Pflicht, aber viele Schulen sind offen für Anpassungen.


Links und Quellen

Interne Links zu Regenbogenfamilien

Interne Links zu angrenzenden Themen (pädagogisch, rechtlich, psychosozial)

Interne Links zum Thema Leihmutterschaft (für Eltern aus Regenbogenfamilien relevant)

Coaching-Links (themenpassend: Kommunikation, Schulübergänge, Elternrolle)

Externe Quellen – rechtlich & pädagogisch belastbare Ergänzungen

Internationale Forschung zu Regenbogenfamilien:

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