
Vielfalt ist längst Alltag – Regenbogenfamilien sind ein sichtbarer Teil unserer Gesellschaft. Und doch erleben wir in Deutschland 2025 noch immer rechtliche Unsicherheit, fehlende Anerkennung und politische Ignoranz. Wir – Martin und Robert – stehen kurz davor, Eltern zu werden. Unser Weg zeigt uns jeden Tag: Politische Sichtbarkeit ist kein Luxus, sondern überlebenswichtig für Familien wie unsere.
Politische Unsichtbarkeit = reale Nachteile
Für Regenbogenfamilien hat fehlende Sichtbarkeit handfeste Folgen:
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Nach einer Geburt wird nur ein Elternteil automatisch rechtlich anerkannt.
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Der zweite Elternteil muss eine langwierige Stiefkindadoption beantragen – ein Prozess, der Monate dauert und das Kind rechtlich ungeschützt lässt.
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Behörden, Schulen und Kitas sind auf queere Familien oft nicht vorbereitet. Das führt zu Diskriminierung im Alltag.
Zahlen: Wir sind viele
- Laut Destatis Mikrozensus 2024 leben über 31.000 gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern in Deutschland.
- Über 70% der Regenbogenfamilien berichten laut LSVD-Studie 2024 von Diskriminierung, insbesondere im Kontakt mit Behörden.
- Deutschland hat sich laut ILGA-Europe Rainbow Map 2025 deutlich verbessert und belegt jetzt Platz 8 von 49 Staaten in Europa – ein Fortschritt gegenüber den Vorjahren. Länder wie Malta, Belgien und Spanien stehen weiterhin vorne, doch es bleibt noch viel zu tun.
Wir sind keine Ausnahme, sondern längst Teil der gesellschaftlichen Mitte.
Unsere Perspektive: Sichtbarkeit schützt
Im Alltag erleben wir, wie entscheidend Sichtbarkeit ist: Im Wartezimmer, bei Behördenterminen oder in Elternforen bestimmt sie, ob wir erklären, rechtfertigen oder selbstverständlich anerkannt werden. Für uns bedeutet politische Sichtbarkeit vor allem eins: Schutz für unser Kind.
Stimmen & Forschung: Warum Sichtbarkeit wirkt
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Studien belegen: Gesellschaftliche Akzeptanz steigt, wenn Vielfalt in Politik, Medien und Alltag sichtbar wird.
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Kinder aus Regenbogenfamilien entwickeln sich genauso stabil wie andere – was sie belastet, sind fehlende rechtliche Absicherungen und gesellschaftliche Vorurteile.
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Länder mit rechtlicher Gleichstellung berichten von weniger Diskriminierungserfahrungen.
Eine befreundete Mutter sagte zu uns:
„Ich will nicht, dass meine Kinder härter kämpfen müssen, nur weil die Politik unsere Familie nicht sieht.“
Politische Forderungen (Stand 2025)
Es reicht nicht, dass wir sichtbar sind – die Politik muss handeln:
1. Abschaffung der Stiefkindadoption
Noch immer gilt: In Zwei-Mütter-Familien muss der zweite Elternteil das eigene Kind durch ein Adoptionsverfahren absichern, obwohl beide ab Geburt Verantwortung übernehmen. Das ist diskriminierend und gefährlich – und wurde trotz Bundestagsantrag und Bundesratsbeschluss bis September 2025 nicht reformiert.
2. Reform des Abstammungsrechts
Die Ampel-Koalition hatte die Reform bereits für 2023 angekündigt – und 2025 warten Familien immer noch. Der Bundesrat und das Bundesverfassungsgericht haben die Regierung längst zum Handeln aufgefordert: Kinder brauchen von Anfang an zwei rechtliche Elternteile – unabhängig von Geschlecht oder biologischer Elternschaft.
3. Anti-Diskriminierungsprogramme für Behörden & Schulen
Vielfalt muss verbindlich Teil von Ausbildung und Verwaltung werden. Solange Standesämter, Jugendämter oder Schulen nicht ausreichend sensibilisiert sind, bleibt Diskriminierung traurige Realität.
4. Gleichstellung in allen Familienmodellen
Ob durch Adoption, Samenspende oder internationale Surrogacy – jedes Kind verdient gleiche Rechte.
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Surrogacy ist in Deutschland weiterhin verboten (§ 1 ESchG, § 13 AdVermiG).
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Aber: Kinder, die durch internationale Surrogacy entstehen, leben längst in Deutschland. Diese Kinder dürfen nicht rechtlich unsicher gestellt werden. Hier braucht es klare gesetzliche Regelungen.
Wie du aktiv werden kannst
Veränderung passiert nicht von allein. Jede Stimme zählt – auch deine.
- Unterstütze Organisationen wie den LSVD oder Nelfa, die sich politisch für Regenbogenfamilien einsetzen.
- Unterschreibe Petitionen – etwa die LSVD-Petition zur Abstammungsrechtsreform.
- Engagiere dich für „Grundgesetz für Alle“ von AllOut, die fordert, sexuelle Identität im Grundgesetz zu verankern.
- Schreib deine Abgeordneten an und fordere klare Positionen für die Gleichstellung.
- Sprich offen über Regenbogenfamilien – am Arbeitsplatz, in der Schule deiner Kinder oder im Freundeskreis. Jede positive Sichtbarkeit zählt.
Wir bleiben laut
Politische Sichtbarkeit ist kein „Nice-to-have“. Sie entscheidet über Rechte, Sicherheit und Zukunftschancen unserer Kinder.
Deshalb fordern wir: Seht uns, hört uns, schützt uns.
Wir werden unsere Stimmen weiter erheben – auf Papaarade, im Podcast und überall dort, wo Politik uns noch übersieht.
Diskutiert mit uns in den Kommentaren, teilt den Artikel, abonniert unseren Newsletter oder vernetzt euch mit uns. Gemeinsam schaffen wir Veränderung.
Weiterführende Quellen und Organisationen zum Thema Regenbogenfamilien
LSVD – Lesben- und Schwulenverband Deutschland
Der LSVD setzt sich seit Jahrzehnten für die Rechte queerer Menschen in Deutschland ein und bietet umfangreiche Informationen, Hilfen sowie politische Forderungen. Hier finden Interessierte aktuelle Studien, Petitionen und Unterstützungsmöglichkeiten.
www.lsvd.de
NELFA – Network of European LGBTIQ Family Associations*
NELFA ist ein europäisches Netzwerk von Organisationen, die sich für die Rechte von Regenbogenfamilien auf dem gesamten Kontinent einsetzen. Auf der Website gibt es europäische Perspektiven sowie politische Initiativen.
nelfa.org
ILGA-Europe Rainbow Map 2025
Der jährlich erscheinende Bericht von ILGA-Europe bietet ein umfassendes Ranking zur rechtlichen und gesellschaftlichen Lage von LGBTQ+-Rechten in Europa. Deutschland liegt 2025 auf Platz 8.
rainbowmap.ilga-europe.org
AllOut – Kampagne „Grundgesetz für Alle“
Diese Kampagne fordert die Anerkennung und Verankerung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im deutschen Grundgesetz. Unterstützer*innen finden hier Mitmachaktionen und Hintergrundinformationen.
campaigns.allout.org/grundgesetz-fuer-alle
LSVD-Petition zur Abstammungsrechtsreform
Die Online-Petition des LSVD fordert die längst überfällige Reform des Abstammungsrechts, um Regenbogenfamilien rechtlich endlich vollständig abzusichern. Jede Stimme zählt!
https://www.lsvd.de/de/ct/10065-Hilf-uns-die-Abstammungsrechtsreform-voranzutreiben
Statistische Quellen und Studien
Destatis Mikrozensus 2024
Das Statistische Bundesamt veröffentlicht regelmäßig Daten zu Familienstrukturen in Deutschland, darunter auch Regenbogenfamilien. Die Zahlen bilden eine wichtige Grundlage für gesellschaftliche Debatten und politische Forderungen.
www.destatis.de
LSVD-Studie 2024 zu Diskriminierungserfahrungen
Die Studie des LSVD dokumentiert Diskriminierungserfahrungen queerer Familien, besonders im Umgang mit Behörden, Schulen und im Alltag. Die Erkenntnisse untermauern politische Forderungen nach mehr Schutz.
www.lsvd.de/de/ct/aktuelles
Interne Papaarade-Ressourcen
Regenbogenfamilie (Pillar)
Ein umfassender Überblick zu Themen, Herausforderungen und Unterstützungsangeboten für queere Familien.
www.papaarade.de/regenbogenfamilie
Gesellschaft & Recht (Cluster)
Rechtliche Hintergründe, politische Entwicklungen und gesellschaftliche Debatten rund um queere Familien in Deutschland.
www.papaarade.de/gesellschaft-recht
Regenbogenfamilien in Zahlen – aktuelle Studien & Statistiken
Detaillierte Zahlen und Fakten, die gesellschaftliche Realität und politische Herausforderungen verdeutlichen.
www.papaarade.de/regenbogenfamilien-in-zahlen
Papaarade Podcast
Tiefgehende Gespräche, Expert*inneninterviews und persönliche Geschichten rund um Regenbogenfamilien.
www.papaarade.de/podcast
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