Internationale Vorbilder – Länder, die Regenbogenfamilien besser absichern

Veröffentlicht am 30. Oktober 2025 um 14:49

Als wir  uns auf den Weg zur Elternschaft als schwules Paar machten, fragten wir uns früh: In welchen Ländern sind Regenbogenfamilien wirklich gut abgesichert – rechtlich, sozial und institutionell?
In diesem Beitrag zeigen wir euch aktuelle Entwicklungen (Stand Oktober 2025), Best-Practice-Länder und was Deutschland daraus lernen kann.

Überblick & Fakten

ILGA-Europe Rainbow Map 2025

Laut Rainbow Map 2025 (veröffentlicht im Mai 2025) führen folgende Länder:

Land Punktezahl 2025 Platz Entwicklung
Malta 88,83% 1 Zehn Jahre Spitzenreiter
Belgien 85,31% 2 Stabil hohe Gleichstellung
Dänemark 79% 3 Fortschritte im Familienrecht

EU-LGBTIQ+ Strategie 2026–2030

Am 8. Oktober 2025 stellte die EU-Kommission ihre neue LGBTIQ+ Strategie 2026–2030 vor. Ziel: Schutz, Gleichstellung und Sichtbarkeit queerer Familien in allen Mitgliedsstaaten.

Doch ILGA-Europe kritisierte, dass sie weniger ambitioniert sei als die Vorgängerversion (2020–2025).

„Die Strategie zeigt politischen Willen – aber keine klare Umsetzungsverpflichtung.“
ILGA-Europe, Stellungnahme vom 9. Oktober 2025

Rückschritte in Europa

Während einige Länder Fortschritte feiern, erleben andere Rückschritte:

  • Slowakei: Verfassungsänderung vom 26. September 2025 – Anerkennung nur zweier biologischer Geschlechter, Verbot von Leihmutterschaft, Adoption nur für heterosexuelle Ehepaare.

  • Ungarn: 2025 – Pride-Verbote, Zensur queerer Inhalte.

  • Georgien: Sommer 2025 – „Anti-LGBTQ+ Gesetz“ nach russischem Vorbild.

Unsere Perspektive 

Als schwules Paar mit USA→DE-Verbindung haben wir früh gelernt: Das Land, in dem man Eltern wird, entscheidet oft über Rechte und Pflichten in Deutschland.
Unsere Orientierung fanden wir in Ländern, in denen Elternschaft klar geregelt und rechtlich abgesichert ist.

Länder mit Vorbildcharakter

Malta: Europas Vorreiter

  • Gleichgeschlechtliche Ehe seit 2017

  • Volle Adoptionsrechte für gleichgeschlechtliche Paare

  • 88,83 % auf der Rainbow Map 2025

  • Gastgeber der Europarats-Konferenz „Ensuring Equality for Rainbow Families in Europe“ (12. September 2025)

📍 Warum relevant:
Malta zeigt, dass konsequente Familienpolitik zu internationaler Anerkennung führt – und Kindern von Regenbogenfamilien Sicherheit gibt.

Belgien: Stabilität & Akzeptanz

  • Ehe seit 2003

  • Adoptionsrechte seit 2006

  • Zugang zu IVF für lesbische Paare

  • Leihmutterschaft nur eingeschränkt möglich

📍 Warum relevant:
Belgien bietet langjährige Stabilität, doch schwule Paare müssen meist auf internationale Lösungen (z. B. USA) zurückgreifen.

Kanada: Vielfalt als Prinzip

  • Ehe seit 2005

  • Gleichstellung der Elternschaft in fast allen Provinzen

  • Urteil Québec vom 25. April 2025: Anerkennung von mehr als zwei rechtlichen Eltern

  • Berufung angekündigt – Umsetzung noch offen

📍 Warum relevant:
Kanada gilt als globaler Vorreiter bei der Anerkennung vielfältiger Familienmodelle.

Deutschland im Vergleich (Oktober 2025)

Deutschland bewegt sich – aber langsam:

  • Reform des Abstammungsrechts (2024): verheiratete Frauenpaare sollen ohne Stiefkindadoption beide Mütter werden.

  • Bundesrats-Entschließung (23. Mai 2025): fordert Ende der Diskriminierung von Zwei-Mütter-Familien.

  • Zwei-Väter-Familien: weiterhin keine automatische Elternschaft – Anerkennung über Adoption oder Gerichtsbeschluss.

Stimmen & Studien

  • Ipsos Pride Report 2025: weltweite Zustimmung zur gleichgeschlechtlichen Ehe bei 69 % (2021: 74 %).

  • UNDP 2023: „Recognition of same-sex relationships (…) is progressing, but unevenly.“

  • Europarat (Malta 2025): fordert europaweite Anerkennung von Regenbogenfamilien.

Tipps & Learnings

  1. Rechtliche Anerkennung prüfen – vor jeder internationalen Elternschaft.

  2. Dokumente doppelt sichern – Geburtsurkunden, Apostillen, Übersetzungen.

  3. Beratung kombinieren – Konsulat + Rechtsanwalt + Community.

  4. Netzwerke nutzen – lokale LGBTQ+-Vereine, NGOs und Elterninitiativen.

  5. Informiert bleiben – Änderungen der EU- oder nationalen Politik verfolgen.

Was du mitnimmst

  • ✅ Malta (88,83 %), Belgien (85,31 %), Kanada: führende Länder 2025.

  • ✅ EU-Strategie zeigt politischen Willen, aber begrenzte Wirkung.

  • ✅ Rückschritte (Slowakei, Ungarn, Georgien) unterstreichen Handlungsbedarf.

  • ✅ Deutschland: Reform im Gange, aber Zwei-Väter-Familien noch benachteiligt.


Mini-FAQ

Was bedeutet „multi-parent family“?
→ In Kanada (Québec) kann ein Kind rechtlich mehr als zwei Eltern haben.

Warum gelten Malta & Belgien als EU-Vorbilder?
→ Beide Länder gewähren Ehe, Adoption & Elternschaft unabhängig vom Geschlecht.

Wie wirkt sich die EU-Strategie 2026–2030 auf Deutschland aus?
→ Sie schafft den Rahmen, ersetzt aber keine nationalen Gesetze.


Unser Fazit

Regenbogenfamilien sind weltweit im Wandel. Manche Staaten sichern sie umfassend ab, andere beschneiden ihre Rechte.
Für uns als werdende Väter zeigt das: Fortschritt ist kein Selbstläufer – er braucht Stimme, Sichtbarkeit und Gemeinschaft.

Weitere Ressourcen & Quellen

Interne Links (Papaarade.de):

Externe Links – internationale Organisationen & Studien:

Deutschland – Offizielle Infos und Beratung:

LSVD – Lesben- und Schwulenverband Deutschland:

Beratungs- und Netzwerkstellen:

Kinderwunsch & Medizinische Beratung:

Internationale rechtliche Quellen:

Papaarade Social Media & Podcast-Kanäle:

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