Organisationen & Vereine: Wer sich für Regenbogenfamilien stark macht

Veröffentlicht am 28. Januar 2025 um 06:24
Mehrere Regenbogenfamilien sitzen gemeinsam im Park, lachen miteinander und spielen mit ihren Kindern. Die Szene zeigt Vielfalt, Zusammenhalt und ein warmes Gemeinschaftsgefühl.

Regenbogenfamilien sind in Deutschland längst Realität. Trotzdem fühlen sich viele queere Eltern und Paare mit Kinderwunsch noch allein mit rechtlichen Fragen, Diskriminierungserfahrungen oder ganz praktischen Themen rund um Kita, Schule und Behörden.

In diesem Artikel stellen wir dir wichtige Organisationen und Vereine vor, die sich für Regenbogenfamilien stark machen: in Deutschland, Europa und der Schweiz. Wir zeigen, was sie konkret anbieten, wie du sie für dich nutzen kannst und wo wir selbst Unterstützung und Community gefunden haben.

Wenn du einen grundlegenden Überblick suchst, empfehlen wir dir vorher unsere Seite Regenbogenfamilie: Sichtbarkeit, Wissen & unsere Erfahrungen sowie den Fokusartikel LGBTQ+-Familien in Deutschland.


1. Warum Organisationen für Regenbogenfamilien so wichtig sind

Regenbogenfamilien sind Familien, in denen mindestens ein Elternteil lesbisch, schwul, bisexuell, trans, intergeschlechtlich oder nichtbinär ist. Sie entstehen auf vielen Wegen: Samenspende, Tragemutterschaft im Ausland, Adoption, Pflegekinder, Co-Parenting oder durch das Coming-out eines Elternteils.

Mit dieser Vielfalt kommen spezielle Fragen: Wie sichere ich unsere Elternschaft ab? Welche Formulare kreuzen wir an? Wie spreche ich in der Kita über zwei Mamas, zwei Papas oder mehrere Elternteile? Offizielle Stellen wie das Familienportal des Bundes bieten erste Infos, verweisen aber ausdrücklich auf Beratungsstellen und Vereine, die Regenbogenfamilien begleiten.

Genau hier setzen die Organisationen an, die wir dir gleich vorstellen:

  • Sie beraten rechtlich und sozial.
  • Sie organisieren Gruppen, Kurse und Freizeitangebote für Eltern und Kinder.
  • Sie vernetzen Regenbogenfamilien vor Ort und online.
  • Sie bringen die Perspektive von Regenbogenfamilien in Politik, Forschung und Medien ein.

Für unsere eigene Reise zur Elternschaft verknüpfen wir diese Beratungsangebote bewusst mit persönlichen Erfahrungsberichten auf Papaarade. So entsteht eine Brücke zwischen Fakten, politischer Lobbyarbeit und Alltag als queere Familie.

Mehr zu diesen Zusammenhängen findest du auch in unserem Artikel Was brauchen queere Familien im Jahr 2025?.


2. Bundesweite Netzwerke in Deutschland

2.1 BIG Regenbogenfamilien-Fachkräfte

Die Bundesinteressengemeinschaft Regenbogenfamilien-Fachkräfte (BIG) ist ein bundesweiter Zusammenschluss von LSBTIQ*-politischen Organisationen und Fachstellen, die mit Regenbogenfamilien arbeiten. Sie vertritt die Interessen der vielfältigen Regenbogenfamilien-Community gegenüber Politik und Öffentlichkeit.

Ihre Schwerpunkte:

  • Politische Stellungnahmen zu Familien- und Abstammungsrecht.
  • Fachaustausch zwischen Beratungsstellen und Projekten.
  • Bundesweite Kampagnen für gleiche Rechte für queere Familien.

Wenn du wissen möchtest, wie aktuelle Gesetzesinitiativen bewertet werden oder welche Forderungen Fachstellen an die Politik stellen, ist BIG eine der ersten Adressen.

Bezug zu Papaarade: In unseren rechtspolitischen Artikeln im Bereich Regenbogenfamilie und im Cluster Gesellschaft & Recht greifen wir Positionen von BIG immer wieder auf und verlinken sie als weiterführende Quelle.

2.2 LSVD+ und Regenbogenfamilien-Projekte

Der LSVD Verband Queere Vielfalt ist einer der bekanntesten queerpolitischen Verbände in Deutschland. Er gibt den Interessen queerer Menschen eine Stimme in Politik und Gesellschaft und betreibt zahlreiche Projekte rund um Familie und Kinderwunsch.

Für Regenbogenfamilien besonders wichtig:

  • Regenbogenfamilienzentrum Berlin mit Gruppen, Beratung, Queer-Familiencafé, Kinderwunsch-Treffen und Bildungsangeboten.
  • Regenbogenfamilienzentrum Lichtenberg mit Fokus auf Beratung, Austausch und Stärkung von queeren Familien in verschiedenen Konstellationen.
  • Regenbogenfamilien-Projekte in Brandenburg, die Regenbogenfamilien in der Fläche beraten und vernetzen.
  • ILSE - Initiative Regenbogenfamilien als Netzwerk regionaler Gruppen, in denen sich (werdende) lesbische Mütter und schwule Väter austauschen.

LSVD+ führt regelmäßig Fachkonferenzen und Aktionen durch und veröffentlicht Zusammenfassungen von Studien über Kinder in Regenbogenfamilien. Diese Studien zeigen, dass Kinder in Regenbogenfamilien ebenso stabil aufwachsen wie andere Kinder, wenn sie geliebt und unterstützt werden.

Interner Link-Tipp: Für einen faktenbasierten Einstieg empfehlen wir dir unseren Beitrag Internationale Vorbilder: Länder, die Regenbogenfamilien besser absichern.

2.3 Regionale Fachstellen und Zentren

Neben den großen Bundesverbänden gibt es in vielen Städten spezialisierte Fach- und Beratungsstellen für Regenbogenfamilien, zum Beispiel:

  • Regenbogenfamilienzentrum Berlin mit offenen Angeboten, Gruppen für Kinder und Eltern sowie Beratung zu Coming-out in Kita und Schule.
  • Regenbogenfamilienzentrum Lichtenberg mit Einzelberatung, Gruppenangeboten für nicht leibliche Eltern, Kinderwunschgruppen und Themenabenden.
  • Fach- und Beratungsstelle Regenbogenfamilien München, die Beratung, Fortbildungen für Fachkräfte und eine eigene Informationsbroschüre anbietet.
  • Fachstelle Regenbogenfamilien NRW als landesweite Anlaufstelle mit Infos, Gruppenangeboten und Fortbildungen.

Diese Stellen sind ideal, wenn du dir konkrete Unterstützung vor Ort wünschst: von der Frage, wie euer Name in der Kita-Liste stehen kann, bis zu Elternabenden, bei denen Vielfalt von Anfang an mitgedacht wird.


3. Europaweit vernetzt: NELFA und der International Family Equality Day

3.1 NELFA: European Network of LGBTIQ* Families Associations

Das Network of European LGBTIQ* Families Associations (NELFA) vereint Verbände von Regenbogenfamilien aus vielen europäischen Ländern unter einem Dach. NELFA vertritt die Interessen von LGBTIQ*-Eltern und Eltern in spe auf EU-Ebene und setzt sich dafür ein, dass ihre Kinder die gleichen Rechte genießen wie Kinder in anderen Familien.

Ziele von NELFA sind unter anderem:

  • Rechtsgleichheit für Kinder in Regenbogenfamilien in allen EU-Mitgliedsstaaten.
  • Abbau von Hindernissen beim Freizügigkeitsrecht, zum Beispiel bei Umzug innerhalb der EU.
  • Vernetzung und gegenseitige Unterstützung von Elterninitiativen und Vereinen.

Für Familien mit internationaler Biografie wie uns, mit einer Tragemutter in den USA und Lebensmittelpunkt in Deutschland, sind diese europäischen Netzwerke wichtig, weil sie rechtliche Entwicklungen sammeln und Erfahrungen aus vielen Ländern bündeln.

3.2 International Family Equality Day (IFED)

Der International Family Equality Day (IFED) findet seit 2012 jedes Jahr am ersten Sonntag im Mai statt. Er macht weltweit auf die Vielfalt von Familien aufmerksam und weist auf bestehende Diskriminierungen von Regenbogenfamilien hin.

In Deutschland beteiligen sich unter anderem LSVD+, Regenbogenfamilienzentren und lokale Gruppen mit Familienfesten, politischen Aktionen oder Social-Media-Kampagnen. Wenn du andere Regenbogenfamilien kennenlernen möchtest, ist IFED ein guter Zeitpunkt, um bei Organisationen vor Ort nach Veranstaltungen zu fragen.


4. Blick in die Schweiz: Dachverband Regenbogenfamilien

Gerade weil wir auf Papaarade immer wieder internationale Perspektiven einbauen, lohnt sich der Blick auf die Schweiz. Dort vertritt der Dachverband Regenbogenfamilien die Anliegen von Regenbogenfamilien gegenüber Politik, Behörden und Öffentlichkeit.

Der Verein:

  • Setzt sich für die soziale und rechtliche Gleichstellung von Regenbogenfamilien ein.
  • Bietet Beratung, Treffen und Informationsmaterial für Familien.
  • Veröffentlicht Ratgeber und Infobroschüren, die Regenbogenfamilien als gleichwertige Variante unter vielen Familienformen darstellen.

Auch andere Organisationen wie Pink Cross, Pro Familia Schweiz und verschiedene Fachstellen im Gesundheits- und Bildungsbereich greifen das Thema Regenbogenfamilien zunehmend auf.

Für deutschsprachige Leserinnen und Leser in der Schweiz oder Familien, die über einen Umzug nachdenken, sind diese Strukturen besonders relevant.


5. Allgemeine Familien- und Beratungsorganisationen mit Regenbogen-Kompetenz

Neben spezialisierten Regenbogenfamilien-Vereinen gibt es klassische Familienverbände und Beratungsstellen, die ihre Angebote bewusst für queere Familien geöffnet haben.

  • Familienportal des Bundes (BMFSFJ): bietet Infos zu Elternschaft von gleichgeschlechtlichen Paaren, Elterngeld, Elternzeit und Unterhaltsvorschuss, inklusive Hinweisen auf Regenbogenfamilien.
  • Familienportale der Bundesländer, zum Beispiel Familienportal.NRW: bündeln Informationen zu Regenbogenfamilien und verweisen auf regionale Angebote.
  • pro familia: in manchen Beratungsstellen gibt es spezifische Angebote für werdende Eltern in Regenbogenfamilien, inklusive Infos zu Abstammungsrecht, Adoption und Samenspende.

Gerade wenn es um finanzielle Leistungen, Elternzeit, Unterhalt oder Fragen rund um Schwangerschaft und Geburt geht, lohnt sich eine Kombination aus queer-spezifischer Beratung und allgemeinen Familien- oder Schwangerschaftsberatungsstellen.

Hinweis: In unserem Themenbereich LGBTQ+-Familien in Deutschland sowie im Cluster Gesellschaft & Recht verlinken wir zentrale offizielle Quellen, damit du Gesetzestexte und Behördeninfos direkt findest.


6. Unsere Erfahrung: Wie uns Vereine und Organisationen helfen

Als schwules Paar, das seinen Kinderwunsch mithilfe einer Tragemutter in den USA erfüllt, bewegen wir uns ständig zwischen Ländern, Rechtsordnungen und Systemen. Organisationen und Vereine haben uns auf mehreren Ebenen geholfen:

  • Als Ersteinstieg in komplexe Themen wie Abstammungsrecht, Adoption und Anerkennung von Auslandsgeburten.
  • Als emotionale Stütze, wenn wir Geschichten anderer Eltern gehört oder gelesen haben.
  • Als politische Stimme, die unsere Sorgen in Stellungnahmen, Kampagnen und Medienarbeit aufgreift.

Wir sehen Papaarade als Ergänzung zu diesen Strukturen: Offizielle Stellen liefern Recht und Zahlen, Vereine organisieren Beratung und Community, und wir erzählen unsere persönliche Geschichte dazwischen.

Wenn du magst, kannst du unsere Reise im Podcast, auf YouTube und in den Blogartikeln unter Erfahrungen schwuler Väter mitverfolgen.


7. So findest du die passende Organisation für dich

Nicht jede Stelle passt zu jeder Familie, und nicht jede Frage braucht sofort eine Fachberatung. Diese Schritte haben sich für viele queere Eltern bewährt:

  1. Klär zuerst dein Anliegen: Geht es um rechtliche Fragen, um Austausch mit anderen Familien, um Unterstützung in Schule oder Kita oder um den Kinderwunsch?
  2. Nutze offizielle Einstiegsportale: Das Familienportal des Bundes oder der Bundesländer listet häufig regionale Beratungsstellen und Fachprojekte auf.
  3. Schau nach Regenbogenfamilienzentren in deiner Nähe: In Großstädten wie Berlin oder München gibt es spezialisierte Zentren, in anderen Regionen übernehmen queere Zentren, LSVD-Gruppen oder pro-familia-Stellen diese Rolle.
  4. Vernetze dich international, wenn du über Ländergrenzen hinweg planst: Netzwerke wie NELFA oder der Dachverband Regenbogenfamilien in der Schweiz zeigen, wie andere Länder mit Regenbogenfamilien umgehen.
  5. Kombiniere Beratung, Community und eigene Recherche: Blogs, Podcasts und Erfahrungsberichte können dir helfen, Fachwissen in deinen Alltag zu übersetzen.

Auf unserer Papaarade Ressourcen-Seite bauen wir eine wachsende Linkliste mit Organisationen, Studien und Beratungsstellen rund um Regenbogenfamilien auf, damit du nicht jedes Mal bei Null anfangen musst.


Was du mitnimmst

  • Organisationen und Vereine sind für Regenbogenfamilien zentrale Anlaufstellen für Recht, Beratung und Community.
  • BIG, LSVD+, Regenbogenfamilienzentren und ILSE sind in Deutschland besonders wichtige Player.
  • In Europa vernetzt NELFA Regenbogenfamilien-Verbände und setzt sich für Freizügigkeit und Rechtsgleichheit ein.
  • In der Schweiz übernimmt der Dachverband Regenbogenfamilien eine ähnliche Rolle wie BIG und LSVD+ in Deutschland.
  • Offizielle Familienportale und allgemeine Beratungsstellen werden zunehmend regenbogenkompetent und ergänzen queere Fachprojekte sinnvoll.

Mini-FAQ: Organisationen für Regenbogenfamilien

Welche Organisation ist eine gute erste Anlaufstelle in Deutschland?

Für viele Fragen rund um Regenbogenfamilien sind LSVD+ mit seinen Regenbogenfamilienprojekten und die BIG Regenbogenfamilien-Fachkräfte gute Startpunkte. Sie bündeln Informationen, verweisen auf regionale Angebote und vertreten Regenbogenfamilien politisch.

Wo finde ich andere Regenbogenfamilien in meiner Nähe?

Regionale ILSE-Gruppen, Regenbogenfamilienzentren, queere Zentren und Familienportale der Bundesländer listen Treffen und Gruppen für Regenbogenfamilien. Dort findest du Termine für Familiencafés, Spielgruppen oder Ferienaktionen.

Wie kann ich Vereine und Organisationen unterstützen?

Möglichkeiten sind zum Beispiel: Mitglied werden, spenden, an Aktionen teilnehmen, eigene Erfahrungen teilen oder Veranstaltungen mitgestalten. Viele Vereine freuen sich auch über Fachwissen, etwa aus Pädagogik, Recht oder Psychologie. Infos dazu findest du meist unter „Mitmachen“, „Spenden“ oder „Engagieren“ auf den jeweiligen Websites.


Fazit: Ohne Netzwerke geht es nicht

Regenbogenfamilien sind ein sichtbarer Teil der Gesellschaft. Die Arbeit von BIG, LSVD+, dem Dachverband Regenbogenfamilien, NELFA und vielen regionalen Fachstellen zeigt: Es gibt bereits ein dichtes Netz an Unterstützung, aber es braucht Sichtbarkeit, politische Entschlossenheit und unsere Stimmen, damit wirklich alle Familien sicher leben können.

Als Papaarade möchten wir ein Teil dieses Netzes sein: mit Geschichten, Zahlen und praktischen Tipps für queere Familien. Wenn du magst, abonniere unseren Newsletter, hör in unseren Podcast rein oder komm mit deiner Frage in die Kommentare unter diesem Artikel.

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Quellen (Auswahl, zur Orientierung)

  • Statistisches Bundesamt (Destatis) – Veröffentlichungen zu gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften und Regenbogenfamilien.
  • LSVD Verband Queere Vielfalt – Fachtexte und Projekte zu Regenbogenfamilien, ILSE, Regenbogenfamilienzentren.
  • BIG Regenbogenfamilien-Fachkräfte – Informationen zum bundesweiten Zusammenschluss der Fachkräfte.
  • Familienportal des Bundes (BMFSFJ) – Informationen zu Regenbogenfamilien und Elternschaft von gleichgeschlechtlichen Paaren.
  • Familienportale der Bundesländer (z. B. Familienportal.NRW) und pro familia – Informationen und Beratung zu Regenbogenfamilien.
  • NELFA – Network of European LGBTIQ* Families Associations.
  • Dachverband Regenbogenfamilien Schweiz – Ziele und Angebote.
  • Regenbogenfamilienzentren Berlin und München, Fachstelle Regenbogenfamilien NRW.
  • International Family Equality Day (IFED) – Infos und Materialien zum internationalen Familientag für Vielfalt.

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