Als 2017 die Ehe für alle beschlossen wurde, war das für viele queere Menschen ein historischer Moment: Endlich heiraten können wie alle anderen, mit Trauschein, steuerlicher Gleichstellung und dem Gefühl: Unsere Liebe zählt offiziell.
Acht Jahre später (Stand November 2025) zeigt die Bilanz ein gemischtes Bild: Einerseits zehntausende Eheschließungen und deutlich sichtbarer gewordene Regenbogenfamilien. Andererseits ein weiterhin nicht reformiertes Abstammungsrecht, steigende queerfeindliche Straftaten und großer Unsicherheitsdruck für Familien, die durch Samenspende oder eine Tragemutter im Ausland Kinder bekommen.
In diesem Artikel erfährst du:
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Was die Ehe für alle rechtlich konkret verändert hat
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Wie viele gleichgeschlechtliche Ehen und Regenbogenfamilien es heute gibt
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Wo die größten Lücken bleiben – vor allem beim Abstammungsrecht
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Was aktuelle Zahlen zu Hasskriminalität zeigen
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Was das alles für Paare wie uns (Martin & Robert) bedeutet
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Welche Reformen jetzt notwendig wären
Überblick – Was regelt die Ehe für alle?
Am 30. Juni 2017 verabschiedete der Bundestag das Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts.
Seit dem 1. Oktober 2017 können zwei Personen unabhängig vom Geschlecht heiraten.
Wesentliche Änderungen:
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Abschaffung der eingetragenen Lebenspartnerschaft
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Volle Gleichstellung im Eherecht
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Gleichbehandlung bei Steuern, Hinterbliebenenversorgung, Unterhalt, Einbürgerung und Aufenthalt
Wie viele gleichgeschlechtliche Ehen gibt es?
Laut Statistischem Bundesamt:
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Über 84.800 gleichgeschlechtliche Ehen bis Ende 2023
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8.818 Eheschließungen im Jahr 2024
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Verteilung 2024:
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4.112 Männerpaare
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4.706 Frauenpaare
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Auch Scheidungen gehören zur Realität:
- 2023: ca. 1.300 Scheidungen
- 2024: ca. 1.500 Scheidungen
Regenbogenfamilien in Deutschland 2025
Neueste Mikrozensus-Daten 2024 zeigen:
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31.000 gleichgeschlechtliche Paare mit minderjährigen Kindern
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50.000 Kinder in Regenbogenfamilien
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70 % Frauenpaare, 30 % Männerpaare
Damit ist heute etwa jede 200. Familie in Deutschland eine Regenbogenfamilie.
Unsere Erfahrung – was die Ehe für uns verändert hat
Wir – Martin & Robert – sind seit 2020 verheiratet. Die Ehe für alle hat für uns drei zentrale Bereiche geöffnet:
1. Rechtliche Absicherung
Unsere Ehe wird als vollwertige Ehe anerkannt – ohne Sonderstatus.
2. Aufenthalt & Sicherheit als binationales Paar
Als deutsch–amerikanisches Paar ist die Gleichstellung beim Aufenthaltsrecht entscheidend für unser gemeinsames Leben in Deutschland.
3. Grundlage für unsere Elternschaft über eine Tragemutter
[Unverifiziert] Für unsere geplante Elternschaft über eine Tragemutter in Kalifornien ist der gemeinsame Ehe-Status wichtig – u. a. für Versicherungsfragen, rechtliche Anerkennung und Behördenverfahren.
Interner Link: „Warum wir ‚Tragemutter‘ sagen“
Update-Hinweis: Stand Abstammungsrechtsreform (November 2025)
Obwohl die Ehe für alle gleichgeschlechtliche Paare weitgehend rechtlich gleichgestellt hat, gilt im Abstammungsrecht weiterhin:
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Mutter ist die Frau, die das Kind gebiert
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Für die Co-Mutter gibt es keine automatische Elternschaft
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Männerpaare müssen bei Auslandsgeburten komplexe Anerkennungswege gehen
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Die Stiefkindadoption bleibt für viele Familien Pflicht
Offizieller gesetzlicher Stand:
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Der Bundesrat hat im Mai 2025 eine Entschließung zur Reform verabschiedet.
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Die Bundesregierung arbeitet an einem überarbeiteten Entwurf
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Eine gesetzliche Umsetzung liegt noch nicht vor
Fazit: Die Ehe stellt Paare gleich, aber nicht automatisch ihre Kinder. Hier fehlt weiterhin eine grundlegende Reform.
Queerfeindliche Gewalt – Zahlen & Realität
Trotz rechtlicher Fortschritte verzeichnet Deutschland weiter steigende Zahlen queerfeindlicher Straftaten.
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1.785 Straftaten gegen LSBTIQ (2023)
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Erheblicher Anstieg im Bereich geschlechtsbezogene Diversität
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Beratungsstellen sprechen von einem großen Dunkelfeld
Quelle: BKA-Lagebericht 2024
Ein wichtiger Punkt: Mehr Sichtbarkeit führt nicht automatisch zu mehr Sicherheit.
Stimmen & Studien
Wissenschaftlich ist klar belegt:
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Kinder in Regenbogenfamilien sind psychisch genauso stabil
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Sie entwickeln sich sozial, emotional und kognitiv gleich gut
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Es gibt keine negativen Effekte aufgrund der Elternkonstellation
Quelle (Überblicksarbeit):Bundesverband Regenbogenfamilien / LSVD Literaturstudien
Tipps & Learnings für queere Familien
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Ehe ist ein Schutzschild – aber nicht alles.
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Elternschaft rechtlich absichern (Adoption, Anerkennung, Beratung).
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Im Ausland geborene Kinder frühzeitig anmelden & beraten lassen.
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Sicherheit im Alltag aktiv mitdenken.
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Vernetzung ist Gold – Community hilft.
Interne Links: LGBTQ+-Familien in Deutschland, Gesellschaft & Recht
Was du mitnimmst
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Die Ehe für alle hat rechtlich viel gebracht – aber nicht alles.
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50.000 Kinder wachsen heute in Regenbogenfamilien auf.
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Das Abstammungsrecht ist weiterhin der größte Schwachpunkt.
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Queerfeindliche Straftaten steigen trotz Gleichstellung.
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Für Paare wie uns bleibt die Ehe wichtig – aber sie löst nicht alle Familienfragen.
Mini-FAQ
Seit wann gilt die Ehe für alle?
Seit dem 1. Oktober 2017.
Quelle: Bundesregierung
Sind Regenbogenfamilien vollständig rechtlich gleichgestellt?
Nein. Das Abstammungsrecht ist noch nicht reformiert, Co-Mütter müssen oft adoptieren.
Quelle: Bundesrat
Hat die Ehe für alle queerfeindliche Gewalt reduziert?
Nein. Die Straftaten steigen seit Jahren.
Quelle: BKA
Fazit
Die Ehe für alle war ein gewaltiger Schritt – aber nicht das Ziel.
Für queere Paare bedeutet sie Anerkennung, Sicherheit und Gleichstellung.
Für Regenbogenfamilien bleibt jedoch die größte Baustelle: das Abstammungsrecht.
Wenn du dich vernetzen willst oder selbst eine Regenbogenfamilie planst:
Schreib uns gern:
Wie hast du die Ehe für alle erlebt – persönlich oder in deinem Umfeld?
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