
Wir, Martin und Robert, nehmen euch Schritt für Schritt mit auf unsere außergewöhnliche Reise zur Elternschaft. Vom ersten Kinderwunsch über die schwierige Entscheidungsfindung, den Weg über Leihmutterschaft in den USA, bis hin zum ersehnten positiven Schwangerschaftstest – hier dokumentieren wir jeden Meilenstein und teilen unsere Erfahrungen, Gefühle und Learnings. Begleitet uns auf dem Weg zu unserer Regenbogenfamilie!
Schritt 1: Unser Kinderwunsch - der Traum von einer Familie
Schon zu Beginn unserer Beziehung wussten wir, dass wir eines Tages Eltern sein möchten. Für Martin war der Wunsch nach Kindern sogar so zentral, dass er Robert früh klarmachte: „Heirate mich nicht, wenn du keine Kinder willst“. Diese Vision einer eigenen Familie hat uns von Anfang an begleitet und unsere gemeinsame Zukunft geprägt. Wir haben darüber gesprochen, was es bedeutet, ein Kind großzuziehen, und waren uns einig: Liebe, Fürsorge und Verantwortungsbewusstsein sind keine Frage der sexuellen Orientierung. Als schwules Paar in Deutschland war uns aber auch klar, dass der Weg zur Vaterschaft nicht einfach werden würde. Trotzdem war unser Entschluss gefasst: wir wollten unseren Traum von einer Familie verwirklichen, egal wie steinig der Weg sein mag.
Schritt 2: Adoption, Pflege oder Co-Parenting? – Abwägung der Optionen
Bevor wir uns auf einen konkreten Weg festlegten, haben wir alle möglichen Formen der Familiengründung geprüft. Könnten wir mit dem Gedanken leben, kinderlos zu bleiben? Diese Frage haben wir zunächst ehrlich diskutiert und schnell verneint – unser Kinderwunsch war einfach zu stark. Also schauten wir uns Alternativen zur biologischen Elternschaft an:
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Co-Parenting mit einem lesbischen Paar: In unserem Freundeskreis gibt es mehrere Regenbogenfamilien, in denen ein schwuler Mann als Samenspender für ein lesbisches Paar auftritt. So hätte das Kind sogar zwei Väter und zwei Mütter. Diese Idee fanden wir zwar spannend, aber uns wurde klar, dass unsere Vorstellungen von Familienleben nicht zu 100% mit denen einer anderen Familie übereinstimmen würden. Die notwendigen Kompromisse und rechtlichen Unwägbarkeiten (z.B. beim Sorgerecht) waren letztlich zu groß für uns.
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Adoption: Seit 2017 dürfen gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland offiziell adoptieren. Doch die Realität sieht ernüchternd aus: Die Wartelisten sind extrem lang und es gibt keine Garantie, jemals ausgewählt zu werden. Es kommen zehnmal mehr Adoptionswillige auf ein zur Adoption freigegebenes Kind. Zudem spielt leider auch heute oft die sexuelle Orientierung der Eltern eine Rolle, etwa wenn die Herkunftsfamilie mitbestimmt, welches Paar ihr Kind aufnehmen darf. Wir hatten große Bedenken, ob wir jemals ein Kind adoptieren könnten, und sahen die Unsicherheit und Wartezeit kritisch.
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Pflegekind: Vielen Kindern in Deutschland kann durch Pflegeeltern geholfen werden. Wir bewundern Familien, die traumatisierten Kindern ein liebevolles Zuhause geben. Für uns persönlich erschien dieser Weg jedoch schwierig: Die Vorstellung, ein Kind aufzunehmen und dann wieder abgeben zu müssen, falls es zur leiblichen Familie zurückkehrt, war emotional nur schwer vorstellbar. Auch die potentiellen Belastungen (gesundheitliche Probleme des Kindes durch Alkohol-/Drogenkonsum der leiblichen Mutter etc.) hätten wir zwar angenommen, doch am meisten scheuten wir das Risiko, das Kind nicht dauerhaft bei uns behalten zu dürfen.
Letztlich wurde uns klar, dass keiner dieser Wege ideal zu uns passt. Wir suchten nach einer Lösung, die uns mehr Sicherheit und eine dauerhafte Eltern-Kind-Bindung ermöglichen würde. Dieser Wunsch nach Stabilität und klaren Verhältnissen für unser zukünftiges Kind war ausschlaggebend für den nächsten Schritt.
Schritt 3: Warum wir uns für Leihmutterschaft entschieden haben
Nach intensiven Gesprächen stand für uns fest: Die Leihmutterschaft bietet die besten Chancen, unseren Kinderwunsch zu erfüllen. In unserem Blogbeitrag „Warum wir uns für die Leihmutterschaft entschieden haben“ haben wir ausführlich erklärt, weshalb wir diesen Weg wählen – und nicht Adoption oder Pflegepapaarade.depapaarade.de. Wichtig ist: Jede Familie ist individuell, und wir bewerten keine Option ab. Für uns persönlich passte die Leihmutterschaft am besten zu unseren Bedürfnissenpapaarade.de.
Mehrere Gründe gaben den Ausschlag: Zum einen ermöglicht die gestationelle Leihmutterschaft eine biologische Verbindung zu unserem Kind – etwas, das insbesondere Martin sehr wichtig warpapaarade.de. Zum anderen bietet sie – bei guter Vertragsgestaltung – von Anfang an klare rechtliche Verhältnisse, sodass wir als Eltern abgesichert sind. Wir wollten sicherstellen, dass unser Kind dauerhaft bei uns bleibt und in einer stabilen Umgebung aufwächstpapaarade.de. Die Ungewissheiten einer Adoption oder Pflegefamilie wollten wir vermeidenpapaarade.de.
Robert hatte anfangs zwar Bedenken bei der Leihmutterschaft – gerade wegen der hohen Kosten und ethischen Fragen („Ist Adoption nicht der bessere Weg, da es schon viele Kinder ohne Zuhause gibt?“)papaarade.de. Doch je mehr wir uns informierten, desto mehr verstanden wir, dass eine ethisch verantwortungsvolle Leihmutterschaft möglich ist. Wir recherchierten intensiv, sprachen mit anderen schwulen Vätern und hörten Podcasts (z.B. 2beGoodDads, die uns sehr inspiriertenpapaarade.de). Schließlich waren wir beide überzeugt: Dieser Weg ist für uns der richtige.
(Anmerkung: Unsere Beweggründe und Überlegungen zu diesem Entschluss haben wir in Folge 2 unseres Podcasts und hier im Blog bereits ausführlich diskutiert.)
Schritt 4: Leihmutterschaft in Deutschland? – Warum wir in die USA gehen mussten
Schnell wurde uns klar, dass eine Leihmutterschaft in Deutschland keine Option ist. Kommerzielle Leihmutterschaft ist hier verboten, und auch altruistische (unentgeltliche) Leihmutterschaft steht auf äußerst wackeligen rechtlichen Beinen. Das Embryonenschutzgesetz untersagt faktisch jede Form der Leihmutterschaft. Außerdem gilt juristisch nach wie vor der alte Grundsatz: „Mutter ist die Frau, die das Kind gebärt.“ – selbst wenn sie genetisch nicht die Mutter ist. Für uns hätte das bedeutet, dass in Deutschland unsere Tragemutter (so nennen wir die Leihmutter, dazu gleich mehr) zunächst als Mutter in der Geburtsurkunde stehen würde, und wir einen langwierigen Prozess der Stiefkindadoption oder gerichtlichen Anerkennung durchlaufen müssten. Ein Albtraum an Unsicherheit!
Also schauten wir ins Ausland. Viele gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland entscheiden sich für den Weg über die USA, insbesondere Kalifornien Dort ist die Leihmutterschaft legal und klar geregelt. In Kalifornien können wir schon vor der Geburt gerichtlich als Eltern anerkannt werden (Stichwort Pre-Birth Order. Das gibt allen Beteiligten – uns als Eltern, der Tragemutter und dem Kind – maximale rechtliche Sicherheit. Natürlich spielen auch praktische Gründe eine Rolle: die USA verfügen über erfahrene Agenturen, hervorragende medizinische Standards und verlässliche Verträge. Kurzum, wir fühlten uns mit einer Leihmutterschaft in den USA deutlich wohler, trotz der enormen Kosten, die auf uns zukommen würden.
(Hinweis: Einen umfassenden Vergleich zwischen Deutschland und den USA in Sachen Schwangerschaft und Familienpolitik haben wir kürzlich hier angestellt, inklusive aktueller Entwicklungen 2025.)
Schritt 5: Neue Begriffe – warum wir von Tragemutter und genetischer Mutter sprechen
Auf unserer Reise merkten wir früh, wie wichtig die Sprache ist, wenn man über Leihmutterschaft spricht Die üblichen Begriffe empfanden wir als unpassend oder irreführend. Zum Beispiel mögen wir das Wort „Leihmutter“ nicht. Es klingt, als würde eine Frau lediglich „ihren Bauch verleihen“, was der bedeutenden Rolle dieser Frau nicht gerecht wird. Ebenso fanden wir „Eizellspenderin“ unzureichend, denn in unserem Fall war es keine anonyme Spende aus Nächstenliebe, sondern Teil eines professionellen Prozesses.
Deshalb verwenden wir lieber Tragemutter für die Frau, die unser Kind austrägt, und genetische Mutter für die Frau, die die Eizellen beigesteuert hat. Diese Begriffe sind respektvoller und klarer. Tragemutter betont, dass sie das Kind trägt (aber nicht die biologische Mutter ist), und genetische Mutter würdigt die entscheidende Rolle der Eizellspenderin, ohne anzudeuten, sie wäre soziale Mutter des Kindes. Uns war wichtig, Worte zu finden, die wir auch unserem Kind gegenüber später verwenden können, damit es seine Entstehungsgeschichte versteht, ohne dass jemand abgewertet wird.
(Details zu unseren Gedanken über Sprache und Begrifflichkeiten haben wir bereits hier im Blog ausführlich beschrieben.)
Schritt 6: Die passende Eizellspenderin finden – unsere genetische Mutter
Einer der emotionalsten Schritte auf unserem Weg war die Suche nach der genetischen Mutter, also der Frau, die ihre Eizellen für unser Kind spenden würde. Anfangs fühlte es sich überwältigend an: Wie wählt man eine Person aus, die zur biologischen Mutter des eigenen Kindes wird? Uns war klar, dass ihre genetischen Eigenschaften das Kind prägen, von Augen- und Haarfarbe bis zu gewissen Gesundheitsaspekten. Aber nicht nur das: Wir wollten eine Frau, die auch vom Charakter und Werten her zu uns passt.
Gemeinsam mit unserer Agentur starteten wir den Auswahlprozess. Zu Beginn mussten wir grundlegende Fragen klären, z.B.: Soll der Kontakt komplett anonym sein? Es gibt verschiedene Modelle: anonym, semi-offen oder offen. Wir entschieden uns für die semi-anonyme Option. Das heißt, wir kennen grundlegende Daten voneinander, aber keine persönlichen Details. So können wir unserem Kind später ermöglichen, bei Wunsch Kontakt aufzunehmen, wahren aber zunächst die Privatsphäre aller Beteiligten. Dieser Mittelweg fühlte sich für uns richtig an.
Dann ging es an die eigentliche Auswahl. Die Agentur zeigte uns Profile potenzieller Eizellspenderinnen. Wir hatten anfangs keine Ahnung, wie unsere „Wunschkandidatin“ aussehen sollte. Auf die scherzhafte Frage der Agentur, welche Frau wir uns vorstellen, antworteten wir spontan: „Eine Frau, die wir daten würden, wenn wir hetero wären.“ – was natürlich wenig konkret war und für Lacher sorgte. Am Ende haben wir uns auf unser Bauchgefühl verlassen. Wichtig war uns neben Gesundheit und genetischen Tests auch, dass sie es aus freien Stücken macht und nicht aus finanzieller Not.
Nachdem wir eine Auswahl getroffen hatten, durchlief die potenzielle genetische Mutter umfangreiche Screenings. Es gab medizinische Checks, hormonelle Untersuchungen und psychologische Beratung. Auch wir selbst mussten zu diversen Untersuchungen und genetischen Tests antreten, um sicherzustellen, dass wir keine erblichen Krankheiten weitergeben, die mit ihren Genen problematisch wären. Diese Testphase war nervenaufreibend, aber notwendig – nur wenn alle Parameter stimmen, kann man mit gutem Gewissen fortfahren. Schließlich wurde ein Match gefunden: Unsere genetische Mutter stand fest! Ein unglaublich bewegender Moment – auf einmal rückte unser Traum wieder ein Stück näher.
(Ausführlicher haben wir die Auswahl der Eizellspenderin in diesem Blogbeitrag beschrieben.)
Schritt 7: Von der Eizellspende zur Embryo-Erzeugung – Medizinischer Ablauf
War die genetische Mutter gefunden, ging es an das IVF-Prozedere (In-vitro-Fertilisation). Dieser medizinische Prozess ist komplex und spannend zugleich. Die genetische Mutter begann mit Hormonstimulation, um mehrere Eizellen gleichzeitig reifen zu lassen. Über etwa 10–12 Tage erhielt sie tägliche Hormonspritzen und regelmäßige Ultraschallkontrollen, bis genügend Eizellen herangewachsen waren. Dann folgte die Eizellentnahme: Unter Sedierung wurden ihr die reifen Eizellen entnommen. Unsere genetische Mutter hat uns berichtet, dass das zwar körperlich anstrengend war – tägliche Arztbesuche, Stimmungsschwankungen durch die Hormone – aber sie fühlte sich gut betreut und wusste, wofür sie es tut. Wir sind ihr unendlich dankbar für diesen Einsatz!
Parallel dazu waren wir beide als Samenspender gefragt. Wir haben entschieden, dass jeder von uns etwa die Hälfte der gewonnenen Eizellen befruchtet – so haben wir Embryonen mit Roberts und mit Martins DNA. Die Samenspende selbst war vergleichsweise unspektakulär (ein Becher in einem Klinikraum 😉). Anschließend bereitete das Labor unsere Proben auf, um die schnellsten und vitalsten Spermien auszuwählen.
Im Labor wurden dann Eizellen und Spermien zusammengebracht. Unsere Klinik wandte die ICSI-Methode an, bei der jeweils ein einzelnes Spermium direkt in eine Eizelle injiziert wird, um die Chancen auf Befruchtung zu erhöhen Danach hieß es abwarten und Daumen drücken. Die befruchteten Eizellen entwickelten sich in speziellen Inkubatoren weiter. Nach fünf bis sechs Tagen erreichten einige das Blastozystenstadium (das ist das Entwicklungsstadium, in dem ein Embryo aus ~100 Zellen besteht). Diese Blastozysten wurden auf Qualität geprüft und wir ließen ein präimplantationsgenetisches Screening (PGT-A) durchführen. So konnten chromosomale Anomalien ausgeschlossen werden – und als Nebeneffekt erfuhren wir sogar schon das Geschlecht jeder Blastozyste.
Schließlich hatten wir mehrere gesunde Embryonen – unseren potentiellen Nachwuchs in Petrischalen! Diese wurden kryokonserviert (in flüssigem Stickstoff eingefroren), bis die Zeit für den Transfer gekommen war. Dieser Moment, als wir die Ergebnisse hörten, war überwältigend: Nach all den vorbereitenden Schritten hielten wir nun gewissermaßen die ersten Fotos unserer zukünftigen Kinder in den Händen – eingefroren und bereit für den nächsten wichtigen Schritt.
(Im Beitrag „Von der Eizell- und Samenspende zur Embryonenschaffung“ haben wir den gesamten medizinischen Ablauf Schritt für Schritt dokumentiert – ideal für alle, die es ganz genau wissen möchten.)
Schritt 8: Die Suche nach der richtigen Tragemutter
Während im Labor die Embryonen entstanden, lief bereits die Suche nach unserer Tragemutter (Leihmutter) an. Dieser Auswahlprozess war mindestens so emotional wie die Eizellspende – vielleicht sogar noch mehr. Denn hier ging es nicht „nur“ um Biologie, sondern um einen Menschen, der für uns rund neun Monate lang das Wertvollste überhaupt tragen würde. Entsprechend sorgfältig und achtsam sind wir an diese Entscheidung herangegangen.
Gemeinsam mit unserer Agentur definierten wir zunächst Kriterien:
Welche Eigenschaften waren uns wichtig? Sollte sie bereits eigene Kinder haben oder sogar schon Erfahrung als Leihmutter? Ist uns ein bestimmter Wohnort wichtig (z.B. Kalifornien wegen der Gesetze)? Ist es okay, wenn sie verheiratet ist oder lieber unverheiratet? Wie steht es um gesundheitliche Aspekte – z.B. frühere Schwangerschaftskomplikationen oder Kaiserschnitte? Und natürlich spielt auch der finanzielle Rahmen eine Rolle: Erfahrene Tragemütter erhalten oft höhere Entlohnungen und sind sehr gefragt. Wir mussten abschätzen, was wir uns leisten können und wollen, ohne aber an der falschen Stelle zu sparen – schließlich geht es um die Gesundheit von Mutter und Kind.
Unsere Agentur hat uns bei all diesen Überlegungen großartig unterstützt. Sie vermittelte uns potenzielle Matches und achtete darauf, dass Wunscheltern und Tragemutter gut zueinander passen. Anders als bei der Eizellspende, wo man oft über eine Datenbank auswählt ist die Suche nach einer Tragemutter ein sehr persönlicher Prozess. Es ist eher vergleichbar mit Matchmaking: Beide Seiten müssen ein gutes Gefühl haben, es müssen Werte, Erwartungen und die Chemie stimmen.
Im Laufe der Suche haben wir viel dazugelernt. Zum Beispiel stellten wir fest, dass wir vorab klären sollten, wie die Zusammenarbeit während der Schwangerschaft aussehen soll: Wie häufig wollen wir in Kontakt stehen? Dürfen wir bei Arztterminen (virtuell) dabei sein? Wie stellen wir uns die Geburt vor – wollen wir anwesend sein und wer hält das Baby zuerst? Solche Fragen mussten besprochen werden, bevor man sich final füreinander entscheidet Es ist beeindruckend, wie offen und ehrlich diese Gespräche schon vor dem ersten Treffen geführt wurden – ein gutes Zeichen, dass alle Beteiligten es ernst meinen.
(Unsere ausführlichen Kriterien und Erfahrungen bei der Tragemuttersuche könnt ihr hier im Blog nachlesen.)
Schritt 9: Das erste Kennenlernen – digital, aber persönlich
Dann war er da: Der Moment, auf den alles hinauslief. Unsere Agentur hatte ein erstes Treffen per Zoom organisiert, mit einer potenziellen Tragemutter, die all unsere wichtigsten Kriterien erfüllte. Als wir die Einladung zum Videogespräch bekamen, waren wir unglaublich nervös. Dieses Gespräch konnte alles verändern – würde die Chemie stimmen? Würden wir uns sympathisch sein?
Wir bereiteten uns vor, überlegten uns Fragen. Natürlich wollten wir wissen: Warum möchte sie Tragemutter werden? Wie stellt sie sich die Beziehung zu uns vor? Welche Werte sind ihr wichtig? Wie steht ihre eigene Familie dazu? Genauso wichtig war uns, einen guten Eindruck zu hinterlassen, ohne uns zu verstellen. Es fühlte sich ein bisschen an wie ein Date oder ein Vorstellungsgespräch – doch im Grunde ging es um weit mehr: um Vertrauen auf beiden Seiten.
Das Gespräch selbst verlief dann erstaunlich herzlich. Die erste Aufregung legte sich schnell, wir merkten bald, dass wir auf einer Wellenlänge waren. Unsere potenzielle Tragemutter – nennen wir sie A. – war offen, warm und reflektiert. Sie erzählte von ihren eigenen Kindern, ihrer Motivation, anderen zu helfen, und fragte auch uns ganz direkt nach unseren Hoffnungen und Ängsten. Es war kein Verhör, sondern ein Kennenlernen auf Augenhöhe. Wir lachten zusammen, es gab sogar emotionale Momente, als wir über unsere jeweiligen Familien sprachen.
Trotz der physischen Distanz (wir saßen tausende Kilometer auseinander vor unseren Bildschirmen) entstand da etwas Besonderes: eine Verbindung, das Gefühl, dass hier Menschen zusammenkommen, die ein gemeinsames Ziel haben. Wir waren hinterher beinahe euphorisch: Dieses erste Gespräch hätte nicht besser laufen können. Es zeigte uns, dass Leihmutterschaft vor allem eines ist: menschlich. Am Ende geht es nicht um Verträge oder Geld, sondern um Vertrauen und Empathie.
Nach dem Call umarmten wir uns und waren uns sicher: Sie ist die Richtige! Diese Zuversicht sollte sich bewahrheiten, denn wenig später bekamen wir von der Agentur die frohe Nachricht: A. möchte unsere Tragemutter werden! Die Freude war unbeschreiblich – aus einem Match wurde nun tatsächlich eine Zusammenarbeit.
(Mehr über dieses erste Kennenlernen und unsere Tipps dafür haben wir hier mit euch geteilt.)
Schritt 10: Verträge, Vorbereitungen und der Embryotransfer
Nach dem emotionalen Yes von beiden Seiten ging es ganz schnell in die organisatorische Phase. Zuerst wurde der Tragemutter-Vertrag aufgesetzt. Viele fragen uns, ob denn wirklich alles vertraglich festgehalten werden muss – unsere Antwort: Ja, unbedingt! Ein detaillierter Vertrag schützt beide Seiten und schafft klare Verhältnisse, bevor es ernst wird. In unserem Vertrag mit A. wurden z.B. folgende Punkte geregelt:
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Kommunikation: Wie oft und in welcher Form halten wir während der Schwangerschaft Kontakt? (Wir alle wollten regelmäßigen Austausch, ohne Zwang.)
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Geburt: Dürfen wir im Kreißsaal dabei sein? Wer hält das Baby zuerst? (Wir einigten uns darauf, dass wir möglichst beide bei der Geburt anwesend sind.)
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Muttermilch: Ist A. bereit, nach der Geburt Muttermilch abzupumpen? (Sie bot von sich aus an, für die erste Zeit Muttermilch bereitzustellen – großartig!)
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Medizinische Entscheidungen: Was passiert bei Komplikationen? Wer trifft Entscheidungen, falls A. unter Geburt nicht ansprechbar ist?
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Lebensstil: Verzicht auf Alkohol, Rauchen, riskante Aktivitäten – versteht sich von selbst, aber steht natürlich auch im Vertrag.
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Kosten und Aufwandsentschädigungen: Welche Ausgaben übernehmen wir (z.B. Umstandskleidung, Fahrtkosten zu Kliniken) und welche festen Entschädigungszahlungen erhält A.?
All das mag nüchtern klingen, aber für uns war der Vertrag eher ein Akt der Wertschätzung: Wir wollten, dass A. sich rundum abgesichert fühlt, und auch sie wollte uns Sicherheit geben. Es gab keinerlei Streitpunkte – wir waren uns in den wesentlichen Fragen einig, was uns einmal mehr zeigte, wie gut das Match war.
Parallel zum Papierkram begann die medizinische Vorbereitung für den Embryotransfer. Unsere Tragemutter A. bekam Hormonmedikamente, um ihren Zyklus zu synchronisieren und ihre Gebärmutterschleimhaut optimal auf die Einnistung vorzubereiten. Wir standen in ständigem Austausch mit der Fruchtbarkeitsklinik, der Agentur und natürlich A. selbst, um den Zeitplan zu koordinieren. Es fühlte sich plötzlich sehr real an: Unsere eingefrorenen Embryonen würden bald auf Reisen gehen – in A.s Gebärmutter!
Dann war der große Tag da: Embryo-Transfer. Per Videocall waren wir quasi live dabei, als einer unserer kleinen Embryonen (den wir gemeinsam ausgewählt hatten) A. eingesetzt wurde. Dieser Moment war magisch und surreal zugleich – auf dem Monitor sahen wir einen winzigen Punkt aufleuchten, und wir wussten: Das könnte unser zukünftiges Kind sein.
Nach dem Transfer begann das berühmt-berüchtigte Zwei-Wochen-Warten. Zwei Wochen, in denen wir nichts tun konnten außer hoffen und bangen Wir hatten vorher schon von anderen gehört, wie nervenaufreibend diese Wartezeit ist – und ja, das können wir bestätigen. Jeder Tag zog sich endlos. Wir versuchten, uns abzulenken, positiv zu denken und doch auf alles gefasst zu sein. In dieser Zeit haben wir gelernt, was Loslassen wirklich heißt. Wir mussten darauf vertrauen, dass A.s Körper und unser Embryo das schon gemeinsam meistern würden. Immer wieder sagten wir uns: Egal was passiert, wir schaffen das zusammen. Und A. hat uns ständig Updates geschickt, wie es ihr geht, was uns sehr beruhigte.
Schritt 11: Ein Traum wird wahr – wir werden Väter!
Am Ende der Wartezeit kam dann der erlösende Anruf aus Kalifornien: Der Schwangerschaftstest ist positiv! Unser Embryo hat es sich gemütlich gemacht – A. ist schwanger mit unserem Baby. In diesem Moment wussten wir kaum, wohin mit unseren Gefühlen. Wir haben vor Freude geweint, gelacht, es eigentlich gar nicht fassen können. All die kleinen Schritte, Entscheidungen und Herausforderungen der letzten Jahre haben zu diesem einen unglaublichen Moment geführt.
Natürlich ist uns bewusst, dass noch Monate der Schwangerschaft vor uns liegen und wir weiterhin bangen und hoffen werden, bis wir unser Baby gesund in den Armen halten. Aber dieser erste große Meilenstein – wir werden Eltern – war geschafft. Unsere Reise zur Elternschaft ist noch nicht zu Ende, aber wir sind dem Ziel so nah wie nie zuvor.
In den kommenden Monaten begleiten wir unsere Tragemutter so gut es geht auf Distanz: wir freuen uns über Ultraschallbilder, planen bereits unsere Reise zur Geburt in die USA und bereiten zu Hause alles für das neue Familienmitglied vor (Stichwort: Kinderzimmer einrichten, Namen suchen, Behördendinge organisieren). Die Vorfreude ist riesig, die Aufregung auch – aber vor allem sind wir unendlich dankbar. Dankbar unserer genetischen Mutter, unserer wunderbaren Tragemutter A., unseren Ärzten und der Agentur, unseren Familien und Freunden und allen, die uns unterstützt haben. Eine Regenbogenfamilie entsteht nie im Alleingang – es braucht ein ganzes Dorf, heißt es so schön, und das können wir nur bestätigen.
Ausblick: Unsere Reise ist hier nicht vorbei. Wir werden weiterhin offen über die nächsten Schritte berichten – von der Schwangerschaftserfahrung aus der Ferne bis zur Geburt und dem Leben als frischgebackene Papas. Wenn ihr neugierig seid, schaut auch auf YouTube, hört in unseren Papaarade-Podcast rein oder folgt uns auf Instagram. Dort teilen wir laufend Eindrücke, z.B. haben wir ein Video über Fakten und Vorurteile zur queeren Elternschaft veröffentlicht und aktuelle Entwicklungen rund um LGBTQ+-Familien in Deutschland diskutiert. Unsere Mission bleibt: sichtbar machen, aufklären und Mut machen – für alle, die einen ähnlichen Weg gehen oder generell an modernen Familienformen interessiert sind. Danke, dass ihr uns auf diesem Weg begleitet. Gemeinsam feiern wir Vielfalt und die Liebe, die eine Familie ausmacht!
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